Türkei: Proteste gehen trotz Drohung weiter
Die Proteste gegen die Regierung in der Türkei gehen weiter, auch nach den jüngsten Gewaltexzessen der Polizei. In der Nacht gingen wieder viele Menschen auf die Straße, um gegen die autoritäre Regierungspartei AKP zu demonstrieren - ungeachtet der Drohung von Regierungschef Erdogan, notfalls auch das Militär gegen die Demonstranten einzusetzen. Die Polizei hielt sich in dieser Nacht zurück.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 18.6.2013
Aus Istanbul berichtet ORF-Korrespondent
Taksim Platz von Polizisten bewacht
Wer jetzt das Sagen auf dem Taksim Platz hat, ist auf den ersten Blick klar: die Staatsmacht in Form hunderter Polizisten. Sie bewachen – teils sichtlich gelangweilt – den Platz, einige sind in Zivil, nur an den Schlagstöcken und Pistolen erkennt man ihren Berufsstand. An allen Zufahrten zum Taksim Platz stehen Wasserwerfer.
Der Platz ist wieder geöffnet, doch Einheimische und Touristen beäugen die Sicherheitskräfte etwas unsicher. Der Gezi-Park bleibt gesperrt, dort sind nur noch Putztrupps unterwegs. Daher verlagert sich der Protest in die Nebenstraßen.
Protest gegen Erdogans autoritären Führungsstil
Hunderte Demonstranten, einige ausgerüstet mit Bauarbeiterhelmen und Staubmasken, versuchten aber in der Nacht, auf den Taksim Platz vorzudringen. Obwohl es kein Durchkommen gibt, denkt niemand ans Aufgeben. Auch Angst scheint kein Thema zu sein. "Wir wollen nicht das tun, was uns Erdogan befiehlt", sagt eine junge Frau.
Man sei hier um die Freiheit und das Recht auf einen eigenen Lebensstil zu verteidigen, sagt ein anderer Demonstrant. Viele waren zu Beginn der Proteste gar nicht Teil davon – sie schlossen sich den Demonstranten erst wegen der Polizeigewalt an.
Nicht alle werfen sich direkt ins Geschehen, sondern unterstützen die Demonstranten akustisch von einem etwas entfernt gelegenen Platz. Sie schlagen mit Löffeln auf Töpfe und zeigen so ihren Unmut. Viele glauben, dass die Proteste trotz der einigermaßen ruhigen Nacht noch lange nicht vorbei sind.