Rotes Kreuz: Pflege braucht Migranten
Österreich brauche mehr qualifizierte Migranten im Pflegedienst, fordert der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum. Denn ohne Migranten würde das österreichische Gesundheitssystem bereits jetzt kollabieren, so das Rote Kreuz. In den kommenden Jahren werde sich dieses Problem aber noch verschärfen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.6.2013
Bedarf nimmt zu
"Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, damit wir in zehn Jahren genug Pflegende haben", sagt Werner Kerschbaum vom Roten Kreuz. 22.500 zusätzliche Betreuungskräfte werden nach Berechnungen des Roten Kreuzes bis zum Jahr 2025 in Österreich gebraucht - "Betreuungskräfte, die wir derzeit nicht haben", so Kerschbaum. Man sei nicht gerüstet, denn man müsse sich Gedanken machen über Ausbildung und Kompetenzerweiterungen und Möglichkeiten, den Pflegeberuf attraktiver zu machen.
Der Hintergrund: Die Lebenserwartung steigt und damit auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Ohne Migranten wird es nicht möglich sein, die Pflege zu organisieren, sagt auch die Chefärztin des Roten Kreuzes, Katharina Pils, auch Institutsvorstand am Wiener Sophienspital. Sie weiß, dass zumindest 20 Prozent der Pflegenden Migrationshintergrund haben. Österreichweit kommen 10 Prozent der Mitarbeiter des Roten Kreuzes nicht aus Österreich.
Gebraucht und beliebt
Einer von ihnen ist Rotkreuz-Sanitäter Ibrahima Fall. Er kommt ursprünglich aus dem Senegal. Vor allem zu Beginn seiner Arbeit sei es nicht einfach für ihn gewesen, sagt Fall. Die Patienten seien anfangs zum Teil sogar schockiert gewesen, als sie ihn erblickt haben. Aber später sei er sogar extra bestellt worden, "von alten Damen überhaupt", schildert Fall. Denn durch seine kommunikative Art sei er sehr beliebt geworden.
Auch Dilorom Nazarova aus Tadschikistan arbeitet beim Roten Kreuz und bringt Menschen "Essen auf Rädern". Maria Clarissa Canetes Mutter stammt von den Philippinen. Sie selbst gibt nun anderen Migranten Nachhilfestunden am Wochenende. Menschen wie sie ermöglichen umfassende Versorgung in Österreich, sagt der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum - und man werde sie weiterhin sehr dringend brauchen.