Ägypten: Mursi-Anhänger geben nicht auf

Vom Westen wird die Absetzung von Präsident Mohamed Mursi durch das Militär kritisch als Militärcoup beurteilt. Doch halb Ägypten ist im Freudentaumel. Aber die Anhänger Mursis wollen sich nicht geschlagen geben. Es gibt weiter Proteste und Durchhalteparolen.

Ein Flugblatt mit dem Bild von Mohamed Mursi

(c) Saber,EPA

Morgenjournal, 5.7.2013

Stimmungsbericht aus Ägypten von Liza Ulitzka.

Geteiltes Ägypten?

"4. Juli in Washington, Gratulation an die USA zum Unabhängigkeitstag. 4. Juli in Kairo, das Volk hat die Amtszeit eines Präsidenten beendet, der kein Präsident für alle Ägypter sein wollte und es ernannte einen neuen" - so begrüßte einer der bekanntesten Journalisten des Landes, Youssri Fouda, seine Zuschauer am Tag nach dem Sturz des Präsidenten Mohamed Mursi. In seiner Talkshow "Echir Kalam", zu deutsch "das letzte Wort", wird vor allem eines festgestellt: dass das was am Vortag passiert ist, kein Militärputsch war. Am Tahrir-Platz sehen das viele ebenfalls so: "Was gestern passiert ist, war der Wille der Menschen. Wir sind am 30. Juni auf die Straße gegangen, weil wir gesehen haben, dass das ein Präsident ist, der mit der Krise nicht umgehen kann. Unser Wunsch war und ist nicht, dass das Militär die Kontrolle über das Land übernimmt. Aber die Armee hat versprochen, sich aus der Politik rauszuhalten und nur ihre nationale Pflicht zu tun."

Viele Ägypter sind davon überzeugt, dass sich das Militär an die Regeln halten wird. Sie haben die Armee lediglich als Werkzeug gebraucht, um Mursi abzusetzen. Eine Frau sieht das etwas kritischer: "Das was passiert ist war gut, aber das was kommen wird ist schlecht. Die Gesellschaft ist nun in zwei Teile geteilt, und diese beiden Teile werden sich weiter bekämpfen."

"Mursi-Rückkehr oder Märtyrertod"

Dieser zweite Teil der Gesellschaft hält ein paar Kilometer weiter in Nasr City immer noch ein Sit ab. Für die Anhänger von Mohamed Mursi war der Sturz ihres Präsidenten ein klarer Militärcoup. Aber sie geben sich nicht so leicht geschlagen: "Wenn es sein muss, bleiben wir für immer. Entweder Mursi kommt zurück oder wir sterben alle als Märtyrer hier auf diesem Platz. Wenn Mursi wieder zurückkommt, werden wir nach Hause gehen, wenn nicht bleiben wir hier."

Es gibt nach wie vor gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Mursi-Anhängern und Gegnern. Vonseiten der Opposition wird aber betont, dass man bei dem Aufbau der neuen Nation auf jeden Fall die konservativen islamischen Kräfte einbinden will.

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