Wirtschaftshilfe für Ägypten

Ägypten hat seit gestern einen Übergangs-Premierminister: den 76-jährigen Hazem El Beblaui. Die Nachbarstaaten Ägyptens, deren Regierungen distanziert zum entmachteten Präsidenten Mursi gestanden sind, wollen jetzt Wirtschaftshilfe leisten: Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate bieten die Finanzhilfe von acht Milliarden Dollar an

Mittagsjournal, 10.7.2013

Kredite und Energie

Die Karten werden neu gemischt - nicht nur in Ägypten, wo gestern der liberale Wirtschaftsfachmann Hazem el Beablawi zum Übergangs-Premier ernannt worden ist, sondern auch in der arabischen Welt. Der Sturz des ehemaligen Präsidenten Mohammed Mursi verteilt dort die Rollen neu: Katar, das die Regierung des Muslimbrüder bisher unterstützt hat, hat seine Hilfszahlungen gestoppt. Dafür stehen seit gestern zwei neue Gönner auf dem Plan: Die Vereinigten Arabischen Emriate haben angekündigt, Ägypten insgesamt mit drei Milliarden Dollar zu unterstützen, Saudi Arabien will fünf Milliarden Dollar beisteuern. Die finanzielle Hilfe wird einerseits als Direkthilfe, andererseits als zinslose Kredite und in Form von Energielieferungen kommen.

Dringend nötig

Und Ägypten hat diese Finanzhilfe dringend nötig. Denn das größte Land der arabischen Welt befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise, wie es sie seit den 1930er-Jahren nicht mehr gesehen hat. Lebensmittelpreise sind exorbitant hoch, für Benzin müssen die Ägypter Stunden oder tagelang anstehen, Stromausfälle gehören zum Alltag. Die Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Krise hat zuletzt auch die großen Massen in Ägypten auf die Straße getrieben und zum Sturz Mohammed Mursis geführt.

Der hatte sich während seiner Amtszeit um eine Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) in der Höhe von 4,8 Milliarden Dollar bemüht. Dieser könnte jetzt Geschichte sein. Der Widerstand gegen den IWF-Kredit war in Ägypten ohnehin groß, um ihn zu bekommen, hätte die Regierung zahlreiche öffentliche Fördergelder streichen müssen. Die Golfstaaten wollen mit ihrer Finanzhilfe zur politischen Stabilität in Ägypten beitragen. Denn halten die Unruhen an, - so fürchten sie- könnten sie auf die gesamte Region übergreifen.

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