Muslimbrüder: Selbstaufgabe für Mursi
Heute beginnt der Ramadan in Ägypten. Harte Tage brechen also an für all jene, die weiter demonstrieren wollen. Und die Anhänger von Präsident Mursi haben genau das vor, denn sie fühlen sich und die Demokratie verraten und verkauft. Um die Wiedereinsetzung Mursis zu erreichen, seien sie zu jedem Opfer bereit, sagen sie.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 10.7.2013
Liza Ulitzka hat sich bei einem Sitzprotest der Muslimbrüder im Kairoer Bezirk Nasr City umgesehen.
Opfer für Mursi
Das Areal, das von der Muslimbruderschaft besetzt wurde ist eigentlich kein Platz, sondern nur eine große Straßenkreuzung. Nach der Pass- und Taschenkontrolle am provisorischen Eingang findet man im Inneren eine kleine Stadt in der Stadt. Es gibt eine Moschee, ein Krankenhaus und ein Medienzentrum. Fliegende Händler preisen Kleidung und Essen an. Männer, Frauen und Kinder sitzen unter Sonnendächern und plaudern, lesen den Koran oder marschieren über den Platz und skandieren Pro-Mursi-Parolen. Ein Teeverkäufer versichert, dass er das hier nicht wegen des Geldes tut: "Ich schwöre bei Gott, ich bin hier um mich für den Präsidenten Mohmed Mursi zu opfern. Ich bin nicht hier um Tee zu machen, sondern um Mohamed Mursi unsere Seelen anzubieten." Der Tee sei bei ihm sogar billiger als draußen in der Stadt.
"Sündenbock für Ignoranz"
Ein paar Meter weiter im Medienzentrum erzählt der Sprecher der Muslimbruderschaft, Gehad El-Haddad, von der bitteren Enttäuschung, die sie mit dem Sturz ihres Präsidenten erleben mussten: "Wir fühlen uns zutiefst betrogen. Wir haben unterschätzt worauf wir uns da eingelassen haben, aber wir müssen den Preis zahlen. Wir tragen die Konsequenzen. Jemand musste zum Sündenbock werden, bei all der Ignoranz die um uns herum herrscht."
"Friedlicher Protest"
Gesprächsbereit ist die Muslimbruderschaft nur unter einer Bedingung. Wenn Mohamed Mursi wieder als Präsident eingesetzt wird: "Wir akzeptieren das Militär nicht als politischen Akteur und deswegen gehen wir zu keinem Gespräch. Die Nachricht, die wir ihnen schicken lautet: Wenn ihr verhandeln wollt, dann verhandelt mit dem Präsidenten. Das ist unser Vertreter, setzt ihn an den Kopf des Verhandlungstisches." Und um das zu erreichen wird ohne Ende demonstriert. "Wir werden weiterhin friedliche Sit Ins abhalten, wir rufen die Ägypter auf uns zu folgen. Sonst wird das Militär weiter versuchen uns zu töten. Aber wenn unser Blut der Preis dafür ist, dass dieses Land oder die Welt endlich aufwacht, dann sind wir froh es zu geben." Diese Opferbereitschaft wird bereits zelebriert. Männer tragen die Särge der Toten von der Schießerei vom Montag über den Platz während die Händler weiter ihre Waren anpreisen.