Ägypten: Seiten schieben einander Schuld zu

Der ägyptische Übergangspräsident Adli Mansur hat eine Untersuchung der blutigen Zusammenstöße angeordnet, bei denen heute Früh in Kairo mehrere Dutzend Menschen getötet wurden. Nach den Schüssen auf Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garde sprechen die islamistischen Muslimbrüder von einem Massaker, begangen von der Armee. Das Militär macht ebenfalls bewaffnete Terroristen für den Gewaltausbruch verantwortlich.

Abendjournal, 8.7.2013

Armee versucht zu beruhigen

Beide Seiten versuchen Beweise zu bringen, dass der jeweils andere schuld am Massaker heute Früh ist. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Tatsache ist, dass das Militär auf die Demonstranten vor der Kaserne schoss - das ist auf Fernsehbildern klar zu erkennen. Allerdings zeigen Videos, dass es auch unter den Demonstranten schwer Bewaffnete gab. Zumindest 51 Menschen wurden bei den Zusammenstößen getötet, mehr als 400 verletzt. Die Mursi-treuen Demonstranten glaubten offenbar, der Präsident werde in diesem Militärstützpunkt festgehalten.

Die Armee versuchte, in einer Pressekonferenz zu beruhigen. Friedliche Proteste seien weiter erlaubt, wer aber auf die Sicherheitskräfte schießt, müsse mit einer Reaktion rechnen.

Hoffen auf Deeskalation im Ramadan

Die Lage in Ägypten wird immer unübersichtlicher. Viele hoffen, dass sich die Lage mit dem morgen beginnenden Fastenmonat Ramadan etwas beruhigen wird.

Angesichts der anhaltenden politisch motivierten Gewalt in Ägypten will sich der oberste sunnitische Glaubenslehrer, Großimam Ahmed Al-Tajeb, vom öffentlichen Leben zurückziehen. Die derzeitige Übergangsregierung dürfe maximal sechs Monate im Amt bleiben, binnen zwei Tagen müsse ein Ausschuss für die nationale Versöhnung einberufen werden, fordert der weithin respektierte Großimam heute im staatlichen Fernsehen.