Kritik an ärztlicher Qualitätskontrolle

Wie gut funktioniert die ärztliche Kontrolle in Österreich? Nicht gut, sagen Experten aus dem Gesundheitsbereich. Sie kritisieren, daß die Kontrolle der Ärztekammer untersteht. Das sei absurd: Denn die Ärztekammer habe ganz andere Interessen als die Patienten.

Mittagsjournal, 11.07.2013

Ärzte prüfen Ärzte

Die Kontrolle der Arztpraxen übernimmt in Österreich die Gesellschaft ÖQMed: sie untersteht der Ärztekammer. Wenn eine Ordination geprüft wird, melden sich die Prüfer vorher an, sagt die Geschäftsführerin der Öqmed Edith Thaler. Auf den Einwand, dass in diesem Fall eine wirksame Qualitätskontrolle schwierig sein dürfte, verweist Thaler darauf, dass dieses Vorgehen auch in anderen Branchen durchaus üblich sei. Bis Ende des Vorjahres wurden 5 Prozent der Ordinationen beanstandet, sagt Thaler, die Gründe einer Beanstandung wären vielfältig. Sowohl medizinische als auch hygienische Mängel wurden festgestellt. Heuer gab es fünf Anzeigen beim Disziplinaranwalt, zwei Meldungen gingen wegen Gefahr im Verzug an eine Gesundheitsbehörde, sagt Thaler.

Kritik von Patientenanwalt

Nicht einverstanden mit diesem Prüfsystem ist Niederösterreichs Patientenanwalt Gerald Bachinger. Der jetzt bekannt gewordene Fall sei nur eine Spitze des Eisberges: "Die Ökomed ist eine 100% Tochter der niederösterreichischen Ärztekammer. Das heißt, es gibt einen direkten Durchgriff der Standesvertretung auf die Ökomed." Dies sei ein vollkommen falsches Modell, so Bachinger. Er selbst habe sehr negative Erfahrungen mit der Kontrolle durch die ÖQmed gemacht. In einem konkreten Fall "wurde alles unternommen, um zu hemmen und hintanzuhalten und ja keine Kontrollen durchzuführen. Letztendlich war ich gewzungen eine Aufsichtsbeschwerde beim Gesundheitsministerium zu machen. Das hat dann dazu geführt, dass die ÖQmed diese Kontrollen durchgeführt hat." Derartige Verzögerungen könnten sich aber negativ für Patientinnen und Patienten auswirken, sagt Bachinger.

Qualitätskontrolle neu

Er plädiert dafür, die Qualitätskontrolle neu zu organisieren und einer unabhängigen Institution zu unterstellen. Auch Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer fordert eine Kontrollinstanz, die nicht direkt der Ärztekammer unterstellt ist. Er fordert ebenfalls von Gesundheitsminister Stöger aktiv zu werden und sich falls notwendig auch in Konflikt mit der Ärztekammer zu begeben, denn schließlich gehe es in erster Linie um das Wohl der Patienten, sagt Pichlbauer.