Taliban wollen Rückkehr Malalas

Ein hochrangiger Vertreter der pakistanischen Taliban hat die bei einem Attentat schwer verletzte Schülerin Malala aufgefordert, aus Großbritannien zurückzukehren und eine Koranschule zu besuchen. Malala hatte zuletzt in einer Rede vor der UNO ihre Forderung nach Bildung für jedes Kind bekräftigt.

Mittagsjournal, 18.7.2013

Für das Recht in die Schule zu gehen, hat sie sich stark gemacht - dafür haben ihr die Taliban in Pakistan eine Kugel in den Kopf geschossen: Malala - mittlerweile 16 Jahre alt - ist seither das Symbol des Widerstands gegen die Steinzeitislamisten und ihr Frauenbild. Vor einigen Tagen hat sie eine Rede vor der UNO in New York gehalten. Jetzt hat der zweithöchste Taliban Pakistans einen Brief an sie geschrieben. Mit der Aufforderung ins Land zurück zu kommen und in die Koranschule zu gehen - der einzigen Bildung, die notwendig sei.

"Taliban haben Angst vor Frauen"

Malala ist zwar erst 16 Jahre alt - aber wahrlich eine Heldin. Nach dem Attentat vor einem Jahr ist sie nur knapp dem Tod entronnen - jetzt steht sie für das Recht auf Bildung. Für alle - also auch für Frauen - auch - und gerade in islamischen Ländern.

Bei ihrer Rede vor der UNO in New York vor ein paar Tagen richtet sie sich direkt an die Taliban: Die Extremisten hatten und haben Angst vor Büchern und Stiften. Die Macht der Bildung bereitet ihnen Angst. Sie haben Angst vor Frauen. Sie haben Angst vor der Kraft, wenn Frauen ihre Stimme erheben.

Angriff und Bedauern

Adnan Rasheed ein ranghoher Pakistanischer Taliban und verurteilter Terrorist hat sich nun mit einem Brief an Malala gerichtet. Er nennt als Grund für den Anschlag den Blog auf der Internetseite der BBC, den Malala geschrieben hat: "Die Taliban glauben, dass du absichtlich gegen sie geschrieben hast", schreibt er. Malala habe den Versuch der Taliban, ein islamisches System im Pakistanischen Swat-Tal zu errichten, "schlecht machen" wollen. Und das sei eine Provokation gewesen.

Zugleich erklärte der Islamist, er wünsche sich, es hätte den lebensgefährlichen Anschlag nicht gegeben. "Als du angegriffen wurdest, war das ein Schock für mich", so der Brief weiter.

Rasheed bestreitet, dass es bei dem Angriff auf Malala um die Frage der Bildung für Mädchen gegangen sei. Er wirft Malala vor, sie spreche sich für ein Bildungssystem aus, dass von den britischen Kolonialherrschen eingeführt worden sei. Schüler sollten sich aber mit dem Islam befassen und nicht mit "satanischen oder säkularen Lehrplänen". Sie solle nach Pakistan zurückkehren und eine Koranschule für Frauen besuchen, so der Taliban.

Auch wenn es keine direkte Antwort von Malala auf diesen Brief gibt so kann man wohl einen Satz aus ihrer Rede vor der UNO stellvertretend nehmen. Sie sagt: Die Taliban haben gedacht die Kugeln würden uns verstummen lassen. Aber sie haben sich geirrt.

Malala lebt derzeit in Großbritannien - wo sie auch nach dem Schussattentat behandelt wurde.

Auch wenn Ihr Fall für weltweit großes Aufsehen gesorgt hat - die Situation von Frauen und Mädchen hat sich in den von den Taliban beherrschten Gebieten in Afghanistan und Pakistan nicht verbessert. In den Stammesgebieten sind die meisten von Ihnen nach wie vor von Bildung außerhalb religiöser Schulen ausgeschlossen.

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