Demo-Aufrufe: Ägypten droht blutiger Freitag

Armeechef Abdel Fattah Al-Sisi ruft die Ägypter dazu auf, ihm mittels Großdemonstration ein Mandat für die Niederschlagung der anhaltenden Proteste zu erteilen. Er will "Millionen Ägypter" auf den Straßen. Damit ist die Konfrontation programmiert. Seit Anfang Juli gehen Anhänger der Muslimbruderschaft auf die Straßen, um gegen die Absetzung von Präsident Mohammed Mursi zu demonstrieren.

Ägypten, Demonstration

(c) EPA

Morgenjournal, 26.7.2013

Armee kündigt "Neue Strategie" an

Auch die islamistische Muslimbruderschaft will ihre Anhänger gegen das Militär, das am 3. Juli den aus ihren Reihen stammenden Mursi abgesetzt hatte, auf die Straße bringen. Doch die Armee erhöht den Druck auf die Unterstützer Mursis. Das Militär gab den Islamisten gestern Abend 48 Stunden Zeit, um sich am politischen Versöhnungsprozess in dem Land zu beteiligen. Ansonsten müssten sie sich auf ein härteres Vorgehen gefasst machen, zitierte die Nachrichtenagentur MENA aus einer Mitteilung der Armee. Die Armee werde ihre "Strategie gegenüber Gewalt und Terrorismus ändern", hieß es auf einer der Armee nahestehenden Facebook-Seite.

"Einladung zum Bürgerkrieg"

Beobachter sehen in dem überraschenden Aufruf Al-Sisis zu Massenkundgebungen das Vorspiel zu einer möglicherweise härteren Gangart gegenüber der Muslimbruderschaft. Bisher haben die Behörden rund 600 Führungsmitglieder der Organisation verhaftet, unter ihnen den einflussreichen Vize-Vorsitzenden Khairat al-Shater. Mursi wird vom Militär an einem unbekannten Ort ohne Anklage festgehalten. Die Muslimbruderschaft bezeichnete die Äußerungen Al-Sisis als "Einladung zum Bürgerkrieg".

"Zunehmende Sorge"

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verlangte unterdessen, Mursi und andere hochrangige Politiker der Muslimbruderschaft sollten sofort freigegeben werden oder transparente Untersuchungen ihrer Fälle bekommen. Ban verlangte am Donnerstag in New York von der Übergangsregierung, beliebige Festnahmen und andere Formen der Belästigung zu unterlassen. Auch die USA und Deutschland hatten Mursis Freilassung verlangt. Ban sagte, er beobachte die Entwicklungen in Ägypten mit "zunehmender Sorge".

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