Ashton in Kairo: "Mursi geht es gut"
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat gestern Abend als erste ausländische Politikerin zwei Stunden mit dem abgesetzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sprechen können. Die Militärführung hat sie an den geheimen Ort gebracht, wo Mursi festgehalten wird. Mursi gehe es gut und er habe Zugang zu Informationen, so Ashton.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.7.2013
Zweistündiges Gespräch
Bis gestern wurde Catherine Ashtons Besuch in Ägypten nur wenig Bedeutung beigemessen. Das hat sich geändert, als ihre Sprecherin über Twitter bekannt gab, dass Ashton mit Ex-Präsident Mursi gesprochen hat. Seit einem Monat wird er vom Militär an einem unbekannten Ort festgehalten. Niemand hatte bisher Zugang zu ihm. Ashton wollte bereits bei ihrem letzten Ägypten-Besuch mit Mursi sprechen, es wurde ihr aber verweigert. Diesmal ist es gelungen: "Ich habe gesagt, ich komme nicht, wenn ich nicht mit ihm sprechen kann, und es wurde genehmigt", so Ashton vor der Presse.
Sie habe zwei Stunden lang mit Mursi sprechen können: "Es geht ihm gut, wir hatten ein freundliches und sehr offenes Gespräch. Ich habe gesehen, wo er ist, also ich weiß nicht, wo das ist, aber ich habe gesehen, wie er dort lebt und habe seiner Familie gesagt, dass es ihm gut geht. Ich kenne ihn ja, wir haben uns vorher oft getroffen. Wir konnten sehr detailliert über die Lage in Ägypten sprechen, er ist über alles informiert, hat Zugang zu Zeitungen und Fernsehen."
"Sind hier um zu helfen"
Ashton ist auch mit den führenden Kräften Ägyptens zusammengekommen, mit Militärführer Al Sisi, mit Regierungsmitgliedern und mit Vertretern anderer Parteien, auch der Muslimbrüder. Sie sieht die Aufgabe der EU als eine Art Gesprächs-Moderator: "In all meinen Gesprächen habe ich betont, dass wir nicht hier sind, um jemandem unseren Willen oder unsere Ideen aufzuzwingen. Die Ägypter müssen ihre eigene Zukunft selbst gestalten und ihre politischen Anführer müssen das umsetzen. Wir sind hier um zu helfen, um zuzuhören und mit allen zu sprechen. Wir bringen viele Erfahrungen mit, die hier wertvoll sein können. Ich hatte den Eindruck, dass allen hier klar ist, dass das Land vorwärts kommen muss. Ich habe unterstrichen, dass dafür alle Seiten in den Entscheidungsprozess eingebunden werden müssen."
Bis jetzt sind die Fronten verhärtet. Die Muslimbrüder werden weiter demonstrieren, auch wenn die Armee wieder hart durchgreifen sollte. Im Grunde wollen sie, dass Mursi wieder eingesetzt wird, der ihrer Meinung nach der verfassungsmäßige Präsident ist. Die Militärführung aber hält an ihrem Übergangsplan fest, also an der Übergangsregierung, die Neuwahlen im nächsten Jahr vorbereiten soll. Möglicherweise kann hier die EU doch eine gewisse Rolle spielen.