Schlachtfeld Kairo

Nach dem "Freitag der Wut" mit etwa 100 Toten werden in Ägypten für heute weitere blutige Zusammenstöße befürchtet. Mehrere Stadtviertel von Kairo erinnern an Schlachtfelder. Allein in der Nähe des Ramses-Platzes wurden mindestens 39 Leichen gezählt. Die Lage ist nach wie vor äußert angespannt, vor allem rundum die Alt Fatah Moschee am Ramses Platz, wo sich mehrere hundert Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi verschanzt haben.

Mittagsjournal, 17.8.2013

Verschanzt in Moschee

Mit der Besetzung der Al Fatah Moschee am Ramses-Platz in Kairo setzen die Anhänger Mohammed Mursis ein sichtbares Zeichen ihres Widerstandes. Mehrere hundert Gefolgsleute des gestürzten Präsidenten halten sich seit gestern Abend in dem Gotteshaus verschanzt und sie denken offenbar nicht einmal daran, einzulenken. Die ganze Nacht über haben sie immer wieder Versuche von Soldaten abgewehrt, in das Gebäude einzudringen.

Erst heute früh ist es einigen Angehörigen der Streitkräfte gelungen, sich Zutritt zu verschaffen -und das ganz ohne Gewaltanwendung. Männer in Uniform, aber auch in Zivilkleidung haben die Moschee betreten, um - wie es heißt- mit den Islamisten zu verhandeln. Sie wollen sie unter anderem mit dem Versprechen für einen sicheren Abzug überreden, die Moschee zu verlassen.

Aber die Mursi-Anhänger haben Angst, Angst vor einer wütenden Menschenmenge, sich vor den Eingängen versammelt hat und auf die Islamisten wartet, aber auch Angst vor den Sicherheitskräften, denen sie keinesfalls trauen.
Sie wissen, dass die Übergangsregierung Armee und Polizei ausdrücklich die Erlaubnis erteilt hat, auf gewaltbereite Demonstranten zu schießen.
Daher bleiben sie lieber in ihrem selbstgewählten Zufluchtsort, obwohl es dort inmitten zahlreicher Verletzter und auch Toten nicht sehr angenehm ist: Wir haben hier keine medizinische Ausrüstung, dabei sind viele von uns bei den Protesten verletzt worden, vor allem durch Schüsse, und vor kurzem ist hier eine Frau gestorben, durch das Tränengas, so eine Demonstrantin aus der Moschee in einem Interview für den Nachrichtensender al Jazeera.

Neue Machthaber bleiben hart

Westliche Staaten und Menschenrechtsorganisationen zeigen sich schockiert. Die Übergangsregierung hat Erklärungsnotstand. Mit den Worten: das ist alles Unsinn, weist der Sprecher des Außenministeriums die internationale Kritik am harten Vorgehen der Sicherheitskräfte zurück. Das -so wörtlich- terroristisches Komplott der Muslimbrüder" müsse niederschlagen werden, die Demonstranten hätten Maschinengewehre gegen Zivilisten eingesetzt, kein Staat mit Selbstachtung würde sich das gefallen lassen.

Die neuen Machthaber bleiben also bei ihrem bisherigen Kurs, aber auch ihre Kontrahenten, die Anhänger Mursis. Sie wollen ihre Protestaktionen gegen die Entmachtung des Präsidenten nun sogar ausweiten, und künftig täglich demonstrieren.