Syrien: USA überlegen Militärschlag

In Syrien setzen die UN-Waffeninspektoren ihre Arbeit fort. Für die USA scheint allerdings jetzt schon sicher zu sein, dass a) Chemiewaffen eingesetzt wurden und zwar b) vom syrischen Regime. US-Außenminister John Kerry hat dazu die bisher klarsten und schärfsten Worte gefunden: er spricht von moralischer Obszönität. Laut US-Medienberichten sollen die Vorbereitungen für einen Militäreinsatz schon anlaufen.

Mittagsjournal, 27.8.2013

USA sind sicher

Tag zwei der Untersuchungen der UN-Waffeninspektoren: am frühen Morgen verlässt der UN-Konvoi seinen Stützpunkt in Damaskus, wieder in Richtung südlicher Vororte. Weitere Proben sollen dort heute sichergestellt werden. Gestern schon waren die UN-Experten in die Region Ghuta gefahren, haben dort 2 Krankenhäuser besucht und mit Ärzten und Überlebenden des mutmaßlichen Giftgasangriffs gesprochen. Wertvolle Daten seien da gesammelt worden, nun müssen sie ausgewertet werden, so ein Sprecher der UNO.

Doch darauf wollen die USA nicht warten. Für die US-Regierung steht jetzt schon fest, dass bei dem Angriff vergangenen Mittwoch bei Damaskus Chemiewaffen eingesetzt wurden. US-Außenminister John Kerry hat in einem TV-Statement die bisher klarsten Worte dazu geäußert: Während Inspektoren weitere Beweise suchen, ist es für uns klar, was dort passiert ist. Unser Wissen basiert auf Fakten. Angesichts der hohen Zahl an Toten, angesichts der Symptome der Opfer, die Informationen von Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen - beweisen, was die Bilder uns zeigen - dass nämlich hier Chemiewaffen eingesetzt wurden. Wir haben zusätzliche Informationen, die wir mit unseren Partnern teilen werden, so Kerry.

Und aus Sicht der USA bestehe kein Zweifel, dass dafür das syrische Regime verantwortlich ist. Warum hat die syrische Regierung den UN-Inspektoren den Zugang so lange verweigert und dass dessen das Gebiet beschossen? Das macht keine Regierung, die nichts zu verbergen hat. Und Kerry spricht von moralischer Obszönität und kündigt eine Reaktion von Präsident Obama an.

Militärschlag in Vorbereitung

US-Medien berichten über die militärischen Vorbereitungen: ein Militärschlag, der höchstens zwei Tage dauert, werde geplant berichtet die Washington Post. Vermutlich würden Angriffe mit Marschflugköper vom Meer aus oder durch Langstreckenbombe erfolgen. Ziele seien Armeeeinrichtungen. Im östlichen Mittelmeer befinden sich 4 US-Zerstörer. Die USA sollen außerdem schon bei der griechischen Regierung die Nutzung von 2 Militärstützpunkten auf dem Peloponnes und auf Kreta beantragt haben.

Gleichzeitig haben die USA die für morgen in Den Haag geplanten bilateralen Gespräche mit Russland zur Zukunft Syriens verschoben. Wegen der laufenden Konsultationen über eine angemessene Reaktion auf den Giftgaseinsatz, wie es heißt. Russland reagiert enttäuscht. Gerade jetzt wären Gespräche nützlich gewesen, so der russische Vizeaußenminister Gatilow.

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