Syrien: USA unter Zugzwang
Ein Militärschlag des Westens gegen Syrien wird immer wahrscheinlicher. Offen ist, wann und in welchem Ausmaß. Der USA-Kenner und Politologie-Professor an der Uni Salzburg, Reinhard Heinisch, rechnet im Ö1 Gespräch mit einer sehr begrenzten Aktion der USA, die er in einer innen- und außenpolitischen Zwickmühle sieht.
8. April 2017, 21:58
(c) US Navy, EPA
Mittagsjournal, 27.8.2013
Politologe Reinhard Heinisch im Ö1-Gespräch mit Agathe Zupan
"Glaubwürdigkeit auf dem Spiel"
Die USA seien in einer schwierigen Situation, nachdem Präsident Obama schon vor einem Jahr den Chemiewaffeneinsatz als rote Linie bezeichnet hat, hebt Heinisch hervor. "Die Glaubwürdigkeit der USA steht auf dem Spiel." Die USA seien die globale Ordnungsmacht, ein Nicht-Handeln der USA wäre auch eine Handlung, die anderen ein Vakuum eröffnen würde, um dort vorzustoßen.
Heinisch rechnet aber nicht mit einer sehr großen Eskalation. Er geht davon aus, dass es auf jeden Fall eine militärische Reaktion geben wird. Damit solle Baschar al Assad eine Nachricht erhalten, dass Massenvernichtungsmittel keine Waffen der normalen Kriegsführung sind. Die nächste Stufe wäre eine militärische Intervention, um die Balance in dem Konflikt zu verändern oder Assad auch aus dem Amt zu entfernen, und schließlich ein Krieg mit allen Mitteln, auch Bodentruppen. Und Heinisch glaubt nicht, dass die USA und ihre Verbündeten über diese beiden Varianten nachdenken: "Ich nehme, an die USA hoffen, das Assad die Signale versteht und den Krieg in anderer Form fortsetzt."
Krieg vermeiden
Wahrscheinlich sei der Einsatz von Marschflugkörpern geplant, erwartet Heinisch. Das es zum Einsatz von Flugzeugen kommt, glaubt er nicht, weil man dafür die Boden-Luft-Verteidigung der Syrer ausschalten müsste. "Und das wäre schon ein weitergehender Schritt, der die USA in einen Krieg hineinziehen würde." Und danach sei die Stimmung in den USA nicht, so Heinisch.
"Loose-Loose"-Situation
An eine Kooperation der USA mit Russland glaubt Heinisch nicht mehr. Obama habe für seine Avancen gegenüber Russland relativ wenig zurückbekommen, dazu sei noch die Affäre Snowden gekommen. Eine umfassende Strategie für den Nahen Osten hätten die Amerikaner auch nicht, so wie sie insegamt im Nahen Osten schlechte Karten hätten - eine "Loose-Loose"-Situation, bestätigt der Uni-Professor.
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