Ganztagsschule: Empörung über Schmied
Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) will die Hürden für die Ganztagsschule senken: Derzeit müssen zwei Drittel der Eltern und Lehrer einem ganztägigen Angebot zustimmen, damit es kommt. Das ist Schmied zu viel, sie will den Abstimmungsmodus generell ändern. Lehrer- und Elternvertreter reagieren entrüstet, und auch von der ÖVP kommt ein klares Nein.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 28.8.2013
Regina Pöll, Edgar Weinzettl
"Kein Zwang, etwas zu ändern"
Für den obersten Elternvertreter an den mittleren und höheren Schulen, Theodor Saverschel, gehen Schmieds Änderungswünsche in die völlig falsche Richtung. Die Vetomöglichkeit für ein Drittel der Lehrer müsse bleiben, die derzeit notwendige Zweidrittelmehrheit für ganztägige Angebote dürfe also nicht gesenkt werden, sagt Saverschel. Denn wenn nur knapp über 50 Prozent Befürworter wären, könne man sich vorstellen, dass die "Unterlegenen" dem Ganzen nicht zugetan sind, formuliert der Elternvertreter. Eine einfache Mehrheit für Ganztagsschulen etwa wäre dem Elternvertreter also nicht genug, das würde zu viele Eltern und Schüler zwangsverpflichten. Außerdem habe die Zweidrittelmehrheit eine lange Tradition in der Schulgemeinschaft.
So sieht das auch Pflichtschul-Lehrervertreter Paul Kimberger, auch er verteidigt die Zweidrittelmehrheit: "Das hat sich bewährt, und es besteht kein Anlass, an der Schulpartnerschaft zu rütteln. Für mich besteht kein Zwang, irgendetwas an diesem Abstimmungsmodus zu ändern. Die Wünsche einer Unterrichtministerin stehen hier nicht im Vordergrund", so Lehrervertreter Kimberger.
"Kommunismus in Reinkultur"
Auch von der ÖVP kommt eine klare Absage an niedrigeren Hürden für einen Wechsel an Unterrichts- und Betreuungsstunden bis in den Nachmittag an Gymnasien und berufsbildenden Schulen. ÖVP-Bildungssprecherin Christine Marek wehrt ab: "Für uns kommt eine Senkung dieser Eingangshürde überhaupt nicht in Frage. Eine Zwangsbeglückung von Kindern und Eltern, die das weder brauchen noch wollen, kommt für uns nicht in Frage. Das ist Kommunismus in Reinkultur", sagt Marek. Auch den Plan von SPÖ-Kanzler Werner Faymann, ab 2014 doppelt so viel Geld wie geplant in Ganztagsschulen zu investieren, nämlich 320 statt 160 Millionen Euro im Jahr, weist die ÖVP-Bildungssprecherin zurück.