Hans Weiss: Schwarzbuch "ÖBB"

Die Österreichischen Bundesbahnen seien ein Unternehmen, in dem Korruption, Missmanagement und Freunderlwirtschaft regieren und in dem jährlich Milliarden an Steuergeld versickern - so stellt der Journalist und Autor Hans Weiss die ÖBB dar, in seinem "Schwarzbuch ÖBB", das er am Vormittag präsentiert.

Mittagsjournal, 5.9.2013

Unnötige Milliardenprojekte

Unser Geld am Abstellgleis - diesen Zusatztitel trägt das Schwarzbuch ÖBB von Hans Weiss. Vor allem bei Bauprojekten der Bahn werde Steuergeld unnötig verschwendet, so Weiss: "Es fließen Milliarden in Projekte, die unnötig sind oder zumindest fragwürdig. Das wird auch teilweise von hochrangigen ÖBB-Managern so gesagt. Ich war erstaunt in einem Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Horst Pöchhacker, als ich ihn angesprochen habe auf das Unterinntal, das Projekt der neuen Bahntrasse in Tirol, hat er ungeniert gesagt, er findet das ein unnötiges Projekt. Das sind immerhin 2,4 Milliarden Euro, die da verbaut wurden."

Gründe dafür seien politischer Einfluss und Freunderlwirtschaft. So würden bei ÖBB-Bauvorhaben immer wieder bestimmte Unternehmen bevorzugt: "Es gibt im Wesentlichen zwei große Baukonzerne in Österreich, Porr und Stragab, und die kommen halt immer wieder zum Zug. Man kennt ja auch gewisse Verbindungen, der Herr Gusenbauer, ehemaliger Bundeskanzler, beispielsweise, ist im Aufsichtsrat der Strabag, der jetzige Aufsichtsratspräsident der ÖBB, der Herr Pöchhacker, war früher jahrelang im Vorstand der Porr."

Gute Kontakte und Netzwerke

Christian Kern, seit drei Jahren ÖBB-Chef, habe zwar eine neue Kultur ins Unternehmen gebracht und die Korruption reduziert, räumt Weiss ein. Trotzdem nähmen Politik und Wirtschaft immer noch starken Einfluss, das sehe man etwa am jüngsten Zukauf der ÖBB: Ab 2015 sollen ja neue Cityjet-Züge das Angebot im Regionalverkehr verbessern. Hier gebe es den Verdacht, dass Hersteller Siemens den Auftrag nur dank guter Kontakte zu ÖBB-Entscheidungsträgern bekommen habe, so Weiss: "Bekannt ist, das es sehr enge Verbindungen gibt, ein Netzwerk von Siemens-Freunden bei der Bahn, dass entsprechend dann auch unter Umständen Ausschreibungen für große Aufträge so hingetrimmt sind, dass Siemens zum Zug kommt."

"Auftrag? - Quatsch!"

Auf die Frage, ob der Erscheinungstermin des Buches so knapp vor der Wahl Zufall oder ein politisches Statement sei, sagt der Autor: "Ja, das ist ein purer Zufall. Ich mache jedes Jahr ein Buch, das in der Regel im September, Oktober, in dieser Zeit herauskommt. Es gab im Vorfeld Gerüchte, das Buch sei ein Auftragswerk der ÖVP, um der SPÖ bei der Wahl ans Bein zu pinkeln - totaler Quatsch. Bei einem meiner letzten Bücher, wo es um die Landwirtschaft ging, gab's ähnliche Geschichten. Da hat die ÖVP behauptet, das Buch sei ein Auftragswerk der SPÖ gewesen. Offenbar können sich viele Leute in Österreich nicht vorstellen, dass es so etwas wie unabhängigen Journalismus gibt. Ich mache keine Bücher für Wahlen, ganz prinzipiell nicht."

Buchtipp

Hans Weiss: "Schwarzbuch ÖBB: Unser Geld am Abstellgleis", Deuticke, ISBN-10: 3552062289, ISBN-13: 978-3552062283