Indien: Todesurteile für Vergewaltiger

Ein Gericht in der indischen Hauptstadt Neu Delhi hat das Strafmaß gegen vier Angeklagte verkündet, die wegen der brutalen Gruppenvergewaltigung einer Frau in einem Bus des Mordes schuldig gesprochen wurden. Es ist, wie erwartet die Todesstrafe. Der mutmaßliche Anführer der Täter ist im März erhängt in seiner Zelle aufgefunden worden.

Mittagsjournal, 13.9.2013

Vater "glücklich"

Auch heute gab es wieder Proteste vor dem Gericht in Neu Delhi. Die Demonstranten forderten, wie schon die Tage zuvor, die Todesstrafe für die Vergewaltiger. Der politische, aber auch gesellschaftliche Druck auf das Gericht war enorm. Und so ist das Urteil keine Überraschung. Die Reaktionen sind dementsprechend: "Sie sollen gehängt werden. Denn das ist das schlimmste Verbrechen. Nicht nur gegen eine Frau - sondern gegen jeden Menschen." - "Ein hartes Urteil gegen diese Männer ist richtig, weil es eine Abschreckung für Andere ist - damit solche Verbrechen nicht mehr passieren." Einer der Angeklagten brach bei der Urteilsverkündung in Tränen aus. Der Vater des Opfers zeigte sich "glücklich" über das Strafmaß. "Es wurde Gerechtigkeit gesprochen", sagt er im Gericht.

Meist lebenslang statt Todesstrafe

Ob diese harte Verurteilung allerdings diesen Zweck erfüllen wird, bleibt zu bezweifeln. Denn obwohl nach der Tat Zehntausende in Indien auf die Straße gegangen sind, um gegen die alltäglichen Vergewaltigungen zu protestieren, sind in Indien in den vergangenen Monaten mehrere ähnliche Fälle vorgekommen. Das hängt damit zusammen, dass in Indien Frauen noch immer als weniger Wert als Männer gesehen werden. Vor allem wenn sie einer der unteren Kasten angehören - dann gelten sie oft als Freiwild.

Pro Jahr wird die Todesstrafe rund hundert Mal verhängt. In den allermeisten Fällen wird sie aber später in lebenslange Haft umgewandelt. Das entspricht dem Urteil des Obersten Gerichtshofs, nachdem die Todesstrafe nur in den allerseltensten Ausnahmefällen gerechtfertigt sei.