Griechische Polizei räumt Rundfunkgebäude
In Griechenland hat die Polizei heute das Gebäude des ehemaligen Öffentlichen Rundfunks endgültig geräumt. Nach der umstrittenen Schließung des öffentlichen Rundfunks im Juni hatten einige Dutzend Journalisten das Gebäude besetzt und bis heute ihr Programm im Internet weiter gesendet.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 7.11.2013
Journalisten verhaftet
Athen um 4:20 heute früh. Leise und möglichst unspektakulär versammeln sich einige hundert Polizisten um das Gebäude des früheren staatlichen Rundfunks ERT. Sie geben den rund 40 Journalisten im Inneren des Gebäudes eine Stunde, um das Gebäude zu räumen. Vier Journalisten, die sich weigern herauszukommen, werden verhaftet. Kurz kommt es zum Einsatz von Tränengas, um Ansammlungen vor dem Gebäude aufzulösen: "Wir haben es erwartet, aber nicht mitten in der Nacht. So arbeitet der Faschismus, in der Dunkelheit. Sie haben alles zerstört", sagt die Journalistin Adriana Bili.
Bili hat seit der plötzlichen Schließung von ERT im Juni mit ein paar Dutzend Kollegen das Gebäude des öffentlichen Staatsfunks besetzt. Das Programm wurde im Internet weiter gesendet. Auch die abgesetzte TV-Direktorin Sophia Efthimopoulou hat in den letzten fünf Monaten ohne Bezahlung ihre Arbeit im besetzten Gebäude weitergemacht: "Ich bin sehr verzweifelt. Das ist unser Zuhause. Ich weigere mich zu gehen. Ich will bei dem neuen öffentlichen Sender nicht mitmachen", sagt die abgesetzte TV-Direktorin.
Demo vor umstelltem Gebäude
Derzeit ist das Gebäude weiterhin von mehreren hundert Polizisten umstellt, immer mehr Menschen kommen, um gegen die Zerschlagung und jetzt auch endgültige Räumung des traditionsreichen öffentlichen Staatsfunk zu demonstrieren. Im Juni hatte die Schließung des Staatsrundfunks zu Massendemonstrationen geführt, wie hoch die Emotionen nach der heutigen endgültigen Räumung gehen werden, ist unklar. Die größte Oppositionspartei Syriza unterstützt den Widerstand. "Das kommt einem Sturz gleich", sagt Zoe Constantinopolous von Syriza, "leider agiert unsere unerwünschte Regierung wieder außerhalb der Gesetze, das erinnert an frühere Regimes in der Geschichte Griechenlands", sagt die Oppositionspolitikerin.
Die griechische Regierung will jetzt den neuen abgespeckten öffentlichen Staatsfunk in das Gebäude verlegen. Unter dem Namen EDT sendet der Neue Staatsfunk schon seit einigen Wochen sein Programm, er musste bis jetzt allerdings aus einem Nebengebäude aus operieren.