F: Rassismus gegen Justizministerin

Die französischen Rechtsextremisten verstärken ihre rassistischen Angriffe gegen Justizministerin Christine Taubira. Sie beschimpfen die aus Französisch-Guayana stammende Ministerin mit Affenvergleichen, so auch heute wieder, auf der Titelseite einer rechtsextremen Wochenzeitung. Die Regierung hat eine Klage angekündigt, die Organisation SOS-Racisme hat bereits geklagt.

Mittagsjournal, 13.11.2013

Kein öffentlicher Aufschrei

Anfang Oktober äußerte eine Kandidatin der rechtsextremen Front für die kommenden Kommunalwahlen auf ihrer Facebook – Seite, sie würde die farbige Justizministerin lieber in den Bäumen sehen, als am Kabinettstisch. Sie wurde daraufhin aus ihrer Partei ausgeschlossen – doch diese tumbe rassistische Äußerung war nur der Auftakt.

Vor knapp drei Wochen ging es in der westfranzösischen Stadt Angers weiter: Justizministerin Taubira besuchte das dortige Gericht, einige Dutzend Demonstranten aus dem Milieu der Gegner der Homoehe schwenkten Fahnen und Bananen und einige Mädchen kreischten: Affenweibchen, ess deine Banane und: Taubira, hau ab!

Das erstaunlichste und zugleich bezeichnendste dabei war, dass dieser Vorfall keinen öffentlichen Aufschrei zur Folge hatte, mit Ausnahme von Premierminister Ayrault, erhob auch unter Ministerkollegen und Parteifreunden keiner die Stimme.

Regierung klagt

Christiane Taubira, die das Gesetz über die Homoehe durchs Parlament gebracht – und mit einer geradezu historischen Rede brilliert hatte und damals schon als King-Kong karikiert wurde - musste sich letzte Woche in einem Zeitungsinterview selbst verteidigen, klagte, dass die „lauten und schönen Stimmen der Republik“, die sich sonst immer erheben, plötzlich verstummt sind und in Sachen Rassismus offensichtlich ein Damm gebrochen sei. Am gleichen Tag veröffentlichte der farbige Moderator des 1. französischen Fernsehens? Harry Roselmack, in Le Monde eine Kolumne unter dem Titel: „Das rassistische Frankreich ist zurück“.
Heute nun also die Titelseite der ultrarechten Wochenzeitung Minute und dem Wortspiel: „Pfiffig wie ein Affe - Taubira hat die Banane wieder“ - was bedeutet, sie ist wieder in Form.

Diesmal wollte sich die Regierung nicht ein zweites Mal sagen lassen, sie habe nicht reagiert und kündigte bereits gestern Abend an, gegen Minute zu klagen – was heute Vormittag auch geschah. Innenminister Valls: Wir können das nicht durchgehen lassen. Nach den Attacken, denen Christiane Taubira schon früher ausgesetzt war, nach einem Messerstich gegen einen Bürgermeister, nach den Pfiffen bei der Zeremonie am 11. November von Seiten dieser ranzigen extremen Rechten, die Frankreich nicht mag.
Tags zuvor schon hatte Premier Ayrault klargestellt: Es reicht jetzt mit diesen rassistischen Attacken, diesen Angriffen auf das Gesetz, die Republik, auf das Recht und mit diesen Zerstörungen von Gemeingut.

Selbst die Nr. 2 der Nationalen Front hat die Titelseite der rechtsextremen Wochenzeitung verurteilt, von konservativer Seite lassen die Reaktionen noch auf sich warten, nur der Abgeordnete Ciotti betonte, man müsse im Rahmen der Republik bleiben und derartige rassistische Äußerungen verbannen.

Nebenbei bemerkt: einer der früheren Chefredakteure des rechtsextremen Blattes „Minute“ war einst ein gewisser Patrick Buisson, bevor er zwischen 2007 und 2012 politischer Berater von Staatspräsident Sarkozy wurde.

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