Russische Köder für Ukraines Wirtschaft

Die Regierung in Kiew wendet sich auch deshalb Russland zu, weil von dort politische Drohungen kommen, allerdings auch das Erdgas und Finanzspritzen in Form eines möglichen Schuldenerlasses für die schwerst verschuldete Ukraine. Westliche Investoren hingegen kehren dem Land zusehends den Rücken.

Mittagsjournal, 2.12.2013

Hausgemachte Probleme

Die Wirtschaft in der Ukraine stagniert. Das liegt zum einen an der Weltwirtschaft. Stahl ist der Hauptexportartikel der Ukraine. Die Nachfrage danach war aber schon größer, die Preise sind niedrig.

Dazu kommen hausgemachte Probleme, zum Beispiel die fehlende Rechtssicherheit und die Bürokratie. Der österreichische Handelsdelegierte in Kiew, Hermann Ortner, berichtet über große Probleme in den Bereichen Zoll und Steuer.

Außerdem hat die Ukraine ihre Währung fix an den US-Dollar gebunden. Das führt dazu, dass die Währung überbewertet ist, und das wiederum macht Exporte teurer. Eine schnelle Abwertung ist aber nicht so leicht möglich, weil viele Ukrainer Fremdwährungskredite in US-Dollar aufgenommen haben, sagt Vasily Astrow vom Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche. 40 Prozent aller Kredite seien Dollarkredite. Durch eine schnelle Abwertung würden die Schulden von vielen Menschen schlagartig steigen.

Banken auf Rückzug

Zusätzliche Investitionen aus dem Ausland sind derzeit nicht in Sicht. Im Gegenteil: Zahlreiche internationale Banken ziehen sich aus der Ukraine zurück, oder denken darüber nach, darunter auch Raiffeisen, Erste und Bank Austria. Das aber kann der Ukraine wirtschaftlich weiter schaden, sagt der Wirtschaftsdelegierte Hermann Ortner. Denn eine der ersten Fragen ausländischer Investoren sei immer, ob westliche Banken vor Ort sind: Denn das sei ein sensibler Bereich, in dem Vertrauen notwendig sei. Ein weiterer Rückzug westlicher Banken wäre für die Ukraine sehr schlecht.

Das Abkommen mit der EU hätte der Ukraine mittel- bis langfristig wirtschaftlich helfen können, sind sich die Experten einig. Das damit verbundene Freihandelsabkommen hätte den Warenverkehr mit der EU leichter gemacht.

Kurzfristig, also nächstes Jahr, dürfte es in der Ukraine wieder ein leichtes Wirtschaftswirtschaftswachstum geben. Allerdings, bei einem Schwellenland wie der Ukraine sind ein oder zwei Prozent Wachstum zu wenig, um Wohlstand und Arbeitsplätze zu schaffen.