Behindertenanwalt: Debatte um "Schein-Hearing"
In Österreich wird demnächst der Behindertenanwalt neu bestellt. Die Ausschreibungsfrist ist bereits zu Ende, heute Nachmittag findet ein Hearing statt. Und daran gibt es scharfe Kritik von Behindertenorganisationen. Sie vermuten, dass die Wiederbestellung von Erwin Buchinger schon ausgemachte Sache sei. Die Behindertenorganisationen fordern, dass endlich ein Mensch mit Behinderung Behindertenanwalt wird.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 9.12.2013
"Genug qualifizierte Personen"
Soll ein Behindertenanwalt ein Mensch mit Behinderung sein? Ja, finden viele Behindertenorganisationen. Jetzt kann Österreich zeigen, dass es die Gleichstellung behinderter Menschen ernst nimmt, sagt zum Beispiel Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Behindertensprecher. Denn die Konkurrenzkandidatin zum derzeit amtierenden Erwin Buchinger habe selbst eine Behinderung und sei deshalb glaubwürdiger.
Dass zum Hearing nur zwei der zwölf Bewerber zugelassen sind und das Hearing noch dazu nicht öffentlich ist, empört den Verein Bizeps, der sich für ein selbstbestimmtes Leben von behinderten Menschen stark macht. Obmann Martin Ladstätter spricht von Protegierung durch Parteifreunde, aber der oder die beste soll es werden.
Dachorganisation weist Kritik zurück
Durchgeführt wird das Hearing von der Dachorganisation der Behindertenverbände. Präsident Klaus Voget sagt, dass von den zwölf Bewerbern viele nicht geeignet gewesen sind. "Ich bin überzeugt davon, dass es in Österreich Menschen mit Behinderungen gibt, die geeignet wären, das zu machen. Aber die haben sich nicht beworben."
Die Behinderung sei allein aber kein Qualifizierungsmerkmal. Es müsse natürlich schon die zusätzliche Qualifizierung hinzutreten.
Das Ergebnis des heutigen Hearings wird dem Sozialminister mitgeteilt. Er trifft die Letztentscheidung, wollte sich aber nicht zur Kritik äußern.