Kampf gegen Demenz wird international

In London beraten heute Gesundheitsexperten der G-8-Staaten über den Umgang mit der Volkskrankheit Demenz. Es ist das erste Gipfeltreffen der wichtigsten Industrienationen zu diesem Thema. Initiator war der britische Premierminister David Cameron, er verspricht die Mittel für die Demenz-Forschung in Großbritannien zu verdoppeln und ruft die anderen G-8-Nationen auf, es ihm gleichzutun.

Mittagsjournal, 11.12.2013

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass 36 Millionen Menschen weltweit mit der Krankheit leben, bis in 40 Jahren soll sich diese Zahl verdreifachen. Die Volkskrankheit verursacht globale Kosten von mehr als 440 Milliarden Euro jährlich, Befürchtungen wachsen, dass viele Länder mit den Belastungen von Demenz auf die Gesellschaft und Wirtschaft überfordert sind.

100 Millionen erkranken

Alle 4 Sekunden erkrankt jemand irgendwo an Demenz, sagt Yves Leterme Vize Generalsekretär der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Nach Schätzungen der britischen Alzheimer Society, werden bis 2050 mehr als 100 Million Menschen weltweit an der Volkskrankheit leiden. Diese Zahlen seien alarmierend: Wissenschaftler weltweit wissen noch immer viel zu wenig über Demenz um eine wirksame Therapie zu entwickeln. Man müsse die Fortschritte in der Bio- und Nanotechnologie sowie der Genomforschung nützen, um einen Durchbruch in der Demenz Forschung zu erzielen so der Vize Generalsekretär der OECD.

Es sei Aufgabe der Regierungen weltweit die Grundlage zu schaffen, um biomedizinische Innovationen für die Pflege der Demenzkranken zuzulassen und gleichzeitig hohe ethische und soziale Standards zu erhalten.

Familiennetzwerk aufgebrochen

Gleichzeitig müsse es eine Balance zwischen dem schnellen Zugang zu innovativen Therapien und ihren möglichen Risiken geben. Derzeit leben 40% der Demenzkranken in Ländern mit hohem Einkommen und steigender Lebenserwartung. Demenz ist aber nicht nur das Problem einer alternden Bevölkerung in den reichen Industrienationen, sagt die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation Margaret Chan. Die Bevölkerung in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen altere am schnellsten, sie würde in Zukunft die größte Last im Umgang mit Demenz tragen, sagt Chan.

Modernisierung und soziale Mobilität hätten das traditionelle Familiennetzwerk verändert, das sich um die Pflege der Alten und Kranken kümmert. Diese Länder seien schlecht ausgerüstet um mit dem Problem umzugehen. Man stehe mit leeren Händen da, wenn es um eine wirksame Therapie gehe. Chan fordert mehr Innovation auf dem Gebiet der Demenzforschung und höhere finanzielle Mittel. Großbritannien will mit dem G8-Demenz Gipfel eine globale Diskussion auslösen. Premierminister David Cameron hat versprochen, die jährlichen Forschungsmittel für Demenz auf knapp 160 Millionen Euro anzuheben. Im Vergleich: die britische Regierung gibt doppelt so viel für die Krebsforschung aus.