Welt-Alzheimer-Tag: Früherkennung wichtig
Jeder von uns hat schon einmal den Haustürschlüssel verlegt oder das Handy nicht gleich gefunden. Doch wenn das Vergessen überhandnimmt, wird das eigene Leben und das der Angehörigen zur Qual. Weltweit sind rund 36 Millionen von einer Demenz betroffen. Tendenz steigend, da wir alle immer älter werden. Am heutigen Welt-Alzheimer-Tag wünschen sich Österreichs Demenzexperten einmal mehr, dass eine beginnende Demenz früher erkannt werden sollte. Man könne zwar nicht heilen, aber helfen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.9.2013
"Das Ich löst sich auf"
Demenz sei die schlimmste Grauslichkeit, die ein alterndes Gehirn hervorbringen kann, sagt einer, der sich seit Jahren der Alzheimer-Behandlung widmet, Andreas Winkler, Facharzt für Neurologie an der Klinik Bad Pirawarth. "Es kommt zu einer Wesensveränderung, das Ich löst sich auf", beschreibt er einen Teil des Krankheitsbildes. Die Selbstständigkeit geht verloren, der Betroffene wird meist zum Pflegefall.
Rund 130.000 Männer und Frauen sind in Österreich derzeit vom Verlust des Ichs betroffen. Im Jahr 2050 sollen es schon 270.000 sein. Um nicht beziehungsweise so spät wie möglich im Leben an diesen Punkt zu kommen, bedarf es, sagen Experten, einer besseren Früherkennung.
Genaue Untersuchung bei Symptomen
Bei den ersten Symptomen sollte man den Weg zum Arzt nicht scheuen, so Peter Dal-Bianco Alzheimer-Experte der MedUni Wien. Wenn man vergesslich ist, dürfe man nicht auf dem Standpunkt beharren: "Wenn ich Alzheimer habe, kann man eh nichts machen, was heutzutage nicht mehr stimmt."
Wenn man Symptome hat, die man früher nicht hatte, sollte man sich diese eingestehen und nach der Ursache suchen, rät Dal-Bianco. Ratsam sei ein genauer Check, "der eine Blutabnahme beinhaltet, einen genauen neuro-psychologischen Gedächtnistest. Auch eine strukturelle Hirndarstellung gehört zum Pflichtprogramm für die Abklärung der Vergesslichkeit im Alter."
Nicht heilbar, aber Linderung
Durch diese Untersuchungen kann die Medizin feststellen, ob die beginnende Schusseligkeit tatsächlich zur Demenz wird oder ob sie ein Anzeichen für eine andere Krankheit ist und damit wieder rückgängig gemacht werden kann. Vergesslichkeit kann laut Alzheimer-Experten Dal-Bianco auch "intern" verursacht werden, also hormonell bedingt sein oder durch eine Mangelerkrankung entstehen. "Es gibt eine Menge interne oder psychiatrische und neurologische Gründe, die als gemeinsames Symptom die Vergesslichkeit haben", erklärt Dal-Bianco.
Steht am Ende der Untersuchung tatsächlich die Diagnose Alzheimer, dann helfen spezielle Medikamente, die seit zehn Jahren etabliert sind und die Symptome eindeutig lindern. Heilen kann man Alzheimer bis dato allerdings nicht, selbst bei einer frühen Diagnose. Die lang angekündigte Impfung gegen den krankhaften Abbau der Gehirnzellen lässt weiter auf sich warten.