Türkei: Neue Putschgerüchte
Putsch - das ist ein Wort, das häufig gebraucht wird in der Türkei. Regierungschef Recep Tayyip Erdogan, der starke Mann der Türkei, der das Militär entmachtet und die Polizei unter seine Kontrolle gebracht hat, zweifelt jetzt an der Loyalität eines Teils der Polizei. Drei Söhne von Kabinettsmitgliedern wurden unter dem Verdacht der Korruption festgenommen - und Erdogan vermutet dahinter dunkle Kräfte. Kann man von einer ernsthaften Bedrohung sprechen?
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.12.2013
Verhaftungswelle wegen Betrugsverdachts
Die türkische Polizei hat Dienstag Früh in Istanbul und Ankara mindestens 37 Personen wegen des Verdachts auf Betrug bei Ausschreibungen und Schmiergeldzahlungen festgenommen. Unter den Festgenommenen sind auch die Söhne dreier Minister, berichtete die Tageszeitung "Hürriyet" in ihrer Onlineausgabe.
Die Söhne von Innenminister Muammer Güler, Wirtschaftsminister Zafer Caglayan und Umwelt- und Städtebauminister Erdogan Bayraktar werden der Korruption verdächtigt. Weitere Festgenommene sind der türkische Bauunternehmer Ali Agaoglu, der Chef des Geldinstituts Halkbank, Süleyman Aslan, sowie Geschäftsleute und hohe Ministerialbeamte.
Polizei und Staatsanwaltschaft haben sich bisher noch nicht offiziell zu den Festnahmen geäußert. Auch der Gouverneur von Istanbul, Hüseyin Avni Mutlu, wollte keine Erklärung abgeben, da die Operation noch im Laufen sei.
Innenminister Güler und Wirtschaftsminister Caglayan sagten am Dienstag ihre Termine ab.
Staatsanwalt mit Ergenekon-Erfahrung
Die Polizeioperationen waren aufgrund des Verdachts gestartet worden, dass Ausschreibungen manipuliert worden seien und Schmiergeld geflossen sei, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi. Die Überwachung habe ein Jahr gedauert, schrieb Hürriyet. Die Verdächtigen sollen Schmiergeld angenommen oder weitergeleitet haben. Dadurch sollen Erlaubnisse für Bauprojekte in geschützten Gebieten erteilt worden sein.
Leiter der Operationen ist der Staatsanwalt Zekeriya Öz, der als Ankläger im Fall der sogenannten Ergenekon-Verschwörung eine führende Rolle gespielt hatte: In einem Mammutprozess waren im August mindestens zwölf der 275 Angeklagten "wegen gewaltsamen Umsturzversuches" zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden, unter ihnen der frühere Generalstabschef Ilker Basbug. (Text: APA, Red.)