Neue Runde im Telekom-Prozess

Am Landesgericht Wien geht heute die Aufklärung der umfangreichen Telekom-Affäre in die nächste Runde. Diesmal geht es um den Verkauf von Teilen des Telekom-eigenen Innenstadtpalais am Schillerplatz an eine Projektentwicklungsgesellschaft des früheren ÖBB-Chefs Martin Huber und dessen Ehefrau. Aus Sicht der Anklage wurde das Gebäude von den ehemaligen Telekom-Chefs Heinz Sundt und Stefano Colombo zu billig verkauft. Der Staatsanwalt wirft ihnen Untreue vor, dem Ehepaar Huber Beihilfe dazu.

Morgenjournal, 9.1.2014

Weiterverkauf um das Doppelte

Seit Jahren sorgt der Verkauf der Telekom-Immobilie Schillerplatz für Schlagzeilen. Ab heute beschäftigt sich nun ein Schöffensenat unter Richterin Moravec-Loidolt mit der Frage ob das Gebäude von der Telekom zu billig an Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und seine Frau verkauft wurde. Huber freue sich auf den Prozess, weil es ihm die Möglichkeit biete, die ungerechtfertigten Vorwürfe zu entkräften, sagt Meinhard Novak, Verteidiger des Ehepaares Huber, denen in der Anklage Beihilfe zur Untreue vorgeworfen wird.

Das Ehepaar hatte 2006 mit einer Projektentwicklungsgesellschaft zwei Etagen des Innenstadtgebäudes Schillerplatz 4 um 5,4 Millionen Euro von der Telekom gekauft. Ein Schnäppchenpreis, heißt es in der Anklage. Denn im Jahr darauf verkaufte das Ehepaar Huber die Immobilie um fast das doppelte weiter. Ohne wesentliche Investitionen in das Gebäude getätigt zu haben, so die Anklage.

Unterzeichnet wurde der Verkauf von den damaligen Telekom-Chefs Stefano Colombo und Heinz Sundt. Die Staatsanwaltschaft sieht eine Schädigung der Telekom und wirft beiden Untreue vor. Sundts Anwalt Martin Nemec weist das zurück, sein Mandant wird sich nicht schuldig bekennen. Sein Klient habe kein Naheverhältnis zu Huber gehabt. Und die Motivfrage bleibe in der Anklage völlig unbeantwortet.

Auch Hubers Verteidiger Meinhard Novak ist überzeugt, sein Mandant habe ein gutes Geschäft gemacht, von Untreue könne keine Rede sein.

Ein Sachverständigengutachten, das die Staatsanwaltschaft im Auftrag gegeben hat kommt zu dem Schluss, dass der Verkaufspreis der Schillerplatzimmobilie zu niedrig gewesen sei. Dieses Gutachten zweifeln beide Verteidiger an und halten dem eine Reihe von Privatgutachten entgegen. Nemec kritisiert, dass das Gutachten der Anklage auf falschen Schätzungen basiert. Er ist überzeugt, dass sich das Gericht damit intensiv auseinandersetzen werde.

Pikant in der Causa ist allerdings, dass Jahre nach dem Verkauf des Innenstadtpalais, nachdem der Fall medial Wellen geschlagen hatte, in der Immobilienabteilung der Telekom, nachträglich ein Gutachten zum Verkaufswert der Schillerplatz Immobilie gefälscht worden sein soll - um den Verkaufspreis zu rechtfertigen und den Deal zu verschleiern, so die Anklage. Neben einem Architekten und einem Mitarbeiter der Abteilung, muss sich heute dafür auch Birgit Wagner, mittlerweile ÖBB-Personenverkehrs-Chefin, verantworten. Sie war damals in der Telekom Immoabteilung tätig, die Staatsanwaltschaft wirft ihr Beweismittelfälschung und Begünstigung vor.