Iran drosselt Urananreicherung

Was zwischen dem Iran und dem Rest der Welt in den letzten 10 Jahren für Zündstoff gesorgt und sogar an den Rand eines Krieges geführt hat, könnte ab heute Geschichte sein. Denn die umstrittenen Zentrifugen von Natanz und Fordow werden unter internationaler Aufsicht abgeschaltet: Dort wurde bisher Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 20 Prozent angereichert, was, aus Sicht des Westens, ein Schritt auf dem Weg zur Herstellung von Atomwaffen hätte sein können. In den nächsten Wochen wollen der Iran und die Großmächte einen umfassenden Vertrag aushandeln.

Mittagsjournal, 20.1.2014

Anreicherung auf 20 Prozent ausgesetzt

Falls die iranische Führung jemals eine Atombombe bauen wollte, so tut sie heute alles, um diese Befürchtung des Westens aus der Welt zu schaffen. Im iranischen Staatsfernsehen, dem Zentralorgan des Obersten Führers Khamenei, wurde das Ende der hochprozentigen Uran-Anreicherung heute wie ein Erfolg für beide Seiten präsentiert.

"In ein paar Stunden wird in Natanz der Strom zu den Zentrifugen abgeschaltet", erklärt der Chef der iranischen Atombehörde heute Früh. "Die internationalen Inspektoren werden die Stromanschlüsse versiegeln. Dann werden sie zur Urananreicherungsanlage in Fordow fahren und dort das Gleiche tun. Und wir können sagen, dass es ab heute Nachmittag keine Anreicherung auf 20 Prozent mehr geben wird."

Die wäre auch nicht nötig, fügt Ali Akbar Salehi hinzu, da der Iran für medizinische und wissenschaftliche Zwecke ohnehin genug Vorräte habe. Aber die kritische Menge an angereichertem Uran, die man für den Bau einer Bombe brauchen würde, von der wird der Iran ab nun weit entfernt sein.

"Spitze des Eisbergs schmilzt"

Damit ist also der Weg frei für die Aufhebung der ersten Sanktionen. Falls alles nach Plan läuft. Dass es in den nächsten Wochen doch noch gefährliche Stolpersteine geben könnte, auch das hat der iranische Atomchef deutlich gesagt. Schließlich habe das konservative, iranische Parlament bereits ein Gesetz ausgearbeitet, das die Anreicherung von Uran sogar bis zu 60 Prozent erzwingen würde. Beschlossen soll es aber erst dann werden, wenn der US-Kongress gegen den Willen Obamas neue Iran-Sanktionen beschließt.

Doch auch hier ist der Diplomat Salehi um Abwiegelung bemüht. "Das Wichtigste ist doch, dass wir mit der Umsetzung des Abkommens einmal begonnen haben. Man könnte das mit einem Eisberg vergleichen. Wenn die Spitze des Eisberges zu Wasser wird, sagen wir doch, dass der Eisberg schmilzt. Wir warten nicht bis sich alles aufgelöst hat. Mit der Zukunft der Sanktionen wird es so ähnlich sein. Wenn der Mechanismus dieses Abkommens einmal zu arbeiten begonnen hat, kann man ihn nicht jeden Tag ein und ausschalten."

Einen Erfolg haben die Tauben um Präsident Rouhani gerade am heutigen Tag gegenüber den Falken erzielt: Dass der Iran nun doch zur Syrien-Konferenz nach Genf eingeladen wird, das ist für Teheran sehr wichtig. Zeigt es doch, dass der Iran zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder als Partner akzeptiert wird. Und genau das braucht Hassan Rouhani, wenn er sich von seinen konservativen Widersachern nicht als Verlierer heruntermachen lassen will.