Ukraine: Erste Tote bei Zusammenstößen

Zwei Monate lang sind die Proteste der Opposition in der Ukraine friedlich verlaufen. Seit die Regierung am Wochenende das Demonstrationsrecht drastisch einschränkt hat, kommt es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Heute hat es die ersten Toten gegeben. Regierung und Opposition beschuldigen einander, dafür verantwortlich zu sein. In Kiew findet derzeit eine Krisensitzung von Präsident Viktor Janukowitsch und den Spitzen der Opposition statt.

Abendjournal, 22.1.2014

Treffen mit Opposition

Die blutigen Ereignisse setzen den ukrainischen Präsidenten unter Druck: Die Anschuldigung steht im Raum, dass seine Polizei mit scharfer Munition geschossen hat. Die Staatsanwaltschaft hat bestätigt, dass 2 der 3 toten Demonstranten durch Schüsse umgekommen sind, eine Untersuchung wurde nun eingeleitet.

Janukowitsch, der sich wochenlang geweigert hat, mit der Opposition zu reden, hat nun die 3 Oppositionsführer zu sich geladen: Vitaly Klitschko, den Führer der Bewegung Udar, Arsenij Jatzenjuk von der Timoschenkos Vaterlandspartei und den Chef der Nationalisten. Im Fernsehen hat Janukowitsch davor die Hoffnung geäußert, dass sein Land gestärkt aus diesem Konflikt hervorgehe.

Auf den Straßen Kievs sind die Spuren der heftigen Zusammenstöße von heute morgen zu sehen: brennende Autoreifen, überall Rauch. Und ständig diese Trommelgeräusche: Spezialeinheiten schlagen mit Stöcken auf ihre Schutzschilde, eine Drohgebärde, um Demonstranten abzudrängen. Viele sind es derzeit nicht. Aber die Behörden fürchten vor einem neuerlichen Anschwellen der Protestaktion. Die Bilder der toten Demonstranten, die im Internet und im Fernsehen kursieren, heizen die Stimmung auf.

In der Europäischen Union reagiert man höchst besorgt. EU-Kommissionspräsident Barroso spricht von einem möglichen Überdenken der Beziehungen zur Ukraine, der schwedische Außenminister Carl Bildt gibt direkt der ukrainischen Führung die Schuld, sie sei für das verantwortlich, was derzeit in der Ukraine passiere, so Bildt.