Straßenschlachten in Kiew

Die Proteste gegen den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch sind heute ein Mal mehr in blutige Ausschreitungen umgeschlagen. Vorläufige Bilanz: Mindestens fünf Tote in Kiew und Dutzende, wenn nicht hunderte, Verletzte.

Feuer in Kiev

(c) Kovalenko, EPA

Abendjournal, 18.2.2014

Aus Kiew,

Spezialeinheiten rücken vor

Schon seit dem späten Vormittag toben in Kiew die blutigsten Straßenschlachten seit Wochen - doch ganz scheint es so, als würde das Schlimmste noch bevorstehen: ein Ultimatum, die Ausschreitungen zu beenden, das das Innenministerium und der Geheimdienst den Regierungsgegnern gestellt haben, ist vor kurzem abgelaufen. Damit, alle vom Gesetz erlaubten Mittel einzusetzen, um das Chaos zu beenden, drohen die Sicherheitskräfte nun. Und tatsächlich - mehrere Spezialeinheiten der Polizei rücken bereits auf den Unabhängigkeitsplatz, das Zentrum der Proteste vor.

Oppositionsführer Vitali Klitschko hat vor kurzem Frauen und Kinder aufgerufen, den Platz zu räumen. Er schließt eine gewaltvolle Erstürmung nicht mehr aus - und das, das ist allen in Kiew klar, würde wohl mit Massen von Verletzten enden. Begonnen hatte dieser Tag aber noch weitgehend friedlich, mit einem Demonstrationszug zum Parlament. Doch als die Polizei diesem Zug den Weg versperren wollte, griffen einige hundert vermummte und mit Stöcken bewaffnete Demonstranten die Polizeilinien an, zündeten Polizeiautos an und schleuderten Steine und Brandbomben gegen die Polizisten. Und die Polizei antwortete nicht weniger gewaltvoll - zuerst mit Rauchgranaten und Gummigeschossen - und später offenbar auch mit scharfer Munition.

Erstmals seit mehr als drei Wochen hat es heute auch wieder Tote gegeben: Laut Oppositionsangaben sind drei Regierungsgegner erschossen worden, und ein Augenzeuge erzählte Reportern vor kurzem von zwei weiteren Toten. Und die Regierung berichtet von einem erschossenen Polizisten, sowie einem Wächter, der bei der Erstürmung eines Gebäudes durch die Demonstranten getötet worden sein soll.