Lebensmittel aus Japan: Angst vor Radioaktivität

Drei Jahre nach der Atomkatastrophe im japanischen AKW Fukushima I ist die Gefahr durch Radioaktivität alles andere als beseitigt. Kein Wunder, dass man Lebensmittelimporten aus Japan sehr skeptisch gegenübersteht. Die Sorgen sind jedoch nicht immer begründet.

Mittagsjournal, 11.3.2014

Lebensmittel zu 100 Prozent kontrolliert

Gewürzpasten, Tee, Erfrischungsgetränke - in Österreich werden 100 Prozent aller Direktimporte aus Japan auf Radioaktivität untersucht. Gesundheitsgefährdende Produkte gelangen demnach nicht auf den österreichischen Markt, erläutert Manfred Ditto, Leiter der Strahlenschutzabteilung des Gesundheitsministeriums: "Dazu muss auch gesagt werden, dass die Importe mit einem Zertifikat der japanischen Behörden ausgestattet sein müssen, die belegen, dass Radioaktivitätsgrenzwerte eingehalten werden."

Auch Fischprodukte aus dem Pazifik werden seit einigen Jahren kontrolliert. Seit März 2011 werden alle amtlichen Fischproben - bisher weit mehr als 200 - auf Radioaktivität untersucht. Dabei konnte bislang keine Verstrahlung durch Fukushima festgestellt werden.

Gefahr für Ozean nicht abschätzbar

Noch verteilt sich das radioaktiv verseuchte Kühlwasser aus Fukushima im Pazifik und vermischt sich ausreichend mit dem Meerwasser. "Das radioaktiv kontaminierte Wasser, das in den Pazifik fließt, führt zwar vielleicht lokal zu einer Erhöhung des Radionuklidgehalts im Pazifik, aber schon zwei, drei Kilometer von Küste entfernt hat sich das stark verdünnt", erklärt der Strahlenschutzexperte. In einer Entfernung von 20 bis 40 Kilometern sei die Radioaktivität praktisch nicht mehr nachweisbar, so Ditto.

Die Umweltorganisation Greenpeace befürchtet jedoch, dass sich radioaktive Partikel im Sediment am Meeresboden absetzen könnten. Die Atomsprecherin von Greenpeace Österreich, Julia Kerschbaumsteiner, sagt: "Es gibt jetzt auch Pläne noch weiteres kontaminiertes Wasser in den Pazifik einzuleiten, eben um das Grundwasser zu entlasten. Die Gefahr für das Ökosystem im Pazifik ist nicht abschätzbar."

Panikmache über radioaktive Welle

Besorgt sind sowohl Gesundheitsministerium wie Greenpeace über unseriöse Panikmache in österreichischen Boulevardzeitungen. Dort machte vor einiger Zeit eine Schreckensmeldung über eine radioaktiv kontaminierte Meereswelle die Runde, die sich auf die Westküste der USA zubewegen soll.

"Wir haben natürlich auch auf diese Berichterstattung hin einige Mails von sehr besorgten Menschen bekommen. Aus unserer Sicht sind diese Artikel, die auch über Facebook und andere soziale Medien sehr hochgeschaukelt worden sind, sehr problematisch, weil sie eben nicht das reale Bild darstellen", sagt Julia Kerschbaumsteiner von Greenpeace.

Auch wenn hinsichtlich Lebensmitteln aus dem Pazifikraum von offizieller Seite beruhigt wird, eine reale Bedrohung gibt es Sicht von Greenpeace dennoch: Die rechtskonservative Regierung Japans möchte drei Jahre nach dem Unfall - ausgelöst durch ein Erdbeben und einen Tsunami - einige ihrer 48 Atomreaktoren wieder hochfahren.