PISA: Faymann verteidigt Stopp von Bildungstests
PISA 2015 soll nicht ausgesetzt werden, so Experten im Ö1-Morgenjournal: Die Datensicherheit sei trotz des jüngsten Datenlecks am Bundesinstitut BIFIE gegeben, und wenn Österreich nicht teilnimmt, verliere es die Vergleichbarkeit mit Dutzenden anderen Schulsystemen. Die SPÖ-Riege im Ministerrat verteidigt die Entscheidung ihrer Ministerin Heinisch-Hosek. In der ÖVP ist man da schon kritischer.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.3.2014
Entscheidung für Mikl-Leitner zu schnell
PISA 2015 wird ausgesetzt, das hat gestern Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek (SPÖ) bekanntgegeben. Sie fürchtet um die Datensicherheit bei den Tests. In den Augen der ÖVP-Minister kommt diese Entscheidung kurzfristig und schnell. "Zu schnell" sagt das ÖVP-Gegenüber Heinisch-Hoseks in der Regierung, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
Die Unterrichtsministerin hätte sich zuerst noch intensiver mit Bildungs- und Datenexperten beraten sollen, ob die PISA-Pause wirklich notwendig ist, sagt Mikl-Leitner: "Es wäre wichtig gewesen, Expertinnen und Experten in die Entscheidung miteinzubeziehen." Jetzt, so Mikl-Leitner, könne sich Österreich nicht mehr mit Schulsystemen in anderen Ländern messen: "Es ist eine OECD-Studie, auch wenn diese Studie in den letzten Jahren immer wieder in der Kritik stand. Entscheidend ist, dass jetzt darauf aufgebaut wird, dass hier über Jahre Daten vorliegen und auch eine Messbarkeit gegeben war."
Mitterlehner: "Bedauerlich"
PISA testet 15-jährige Schülerinnen und Schüler in fast 70 Ländern in Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften. Dass Österreich nächstes Jahr nicht mehr dabei sein wird, kritisiert auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Er nennt es "bedauerlich, weil dann natürlich die Vergleichbarkeit für die nächsten Jahre fehlt. Wenn wir jetzt kein PISA-Zeugnis bekommen, dann ist das eigentlich ein Armutszeugnis für die Experten, wenn sie das Datenleck nicht finden und nicht gewährleisten können, dass so etwas in Zukunft nicht passiert."
Genau das wolle sie garantieren, nämlich dass die Daten bei künftigen Schülertests sicher sind, verteidigt Heinisch-Hosek heute ihre Entscheidung: "Ich habe das Vertrauen der SchülerInnen und LehrerInnen nicht zu verlieren, ich habe dieses Vertrauen fortzusetzen. Daher kann ich im Moment kein Risiko eingehen." Es sei nicht möglich gewesen, zu überprüfen, ob die Datensicherheit gegeben ist, daher gehe sie auf Nummer sicher, indem sie die Tests aussetzt, sagt die Unterrichtsministerin.
Faymann verteidigt Heinisch-Hosek
Kanzler Werner Faymann (SPÖ) stellt sich erwartungsgemäß hinter seine Unterrichtsministerin, auch um den Preis der Vergleichbarkeit beim nächsten PISA-Test. "Ich finde, es ist besser, wenn man so etwas als Verantwortlicher zugibt, als man tut so, als wäre eh alles in Ordnung und ist dann hinterher überrascht." Auf die bereits angelaufenen Kosten für PISA wollte die Regierungsspitze nicht eingehen. Mehrere hunderttausend Euro hat das BIFIE, das PISA in Österreich durchführt, für die Vortests ausgegeben, die eigentlich heuer im Frühjahr hätten stattfinden sollen.
Das BIFIE selbst hat Ministerin Heinisch-Hosek laut Austria Presseagentur in einem Schreiben vor einem überstürzten PISA-Stopp gewarnt. Die Vergleichbarkeit wäre wichtig und die Daten seien sicher. Das heißt es auch bei der OECD, die PISA international koordiniert.