Protest gegen PISA-Pause

Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek (SPÖ) bleibt bisher dabei: PISA 2015 soll entfallen, genauso wie die Bildungsstandard-Tests in diesem Frühjahr. Nach breitem Protest der politischen Konkurrenz gestern folgt heute heftige Kritik sowohl von Elternvertretern als auch AHS-Direktoren.

Mittagsjournal, 19.3.2014

Grüne: Druck auf Kritiker

Eigentlich hätte es morgen eine überparteiliche Pressekonferenz zum Bildungsinstitut BIFIE und zu PISA geben sollen, organisiert von den Grünen. Jetzt aber ist alles abgesagt - nach Aussage der Grünen, weil zumindest ein Kritiker des Teststopps zurückgepfiffen worden sei - und zwar von Regierungsseite, vor allem von der ÖVP. Dazu Grünen-Bildungssprecher Harald Walser: "Leider ist das jetzt gescheitert am Widerstand, und das ist ein trauriges Beispiel dafür, dass es in Österreich nicht möglich ist, Sachkoalitionen für Sachfragen zu bilden."

"Überzogene Reaktion"

Konkret geht es um den ÖVP-nahen Sprecher aller 370 AHS-Direktorinnen und Direktoren, Wilhelm Zillner. Auch er soll ursprünglich bereit gewesen sein, bei der Pressekonferenz Kritik zu üben. Den Druck der Politik auf ihn will er gegenüber Ö1 weder bestätigen noch dementieren, seine Teilnahme hat er aber abgesagt.

Inhaltlich will er sich weiter zum Teststopp durch Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) äußern, und zwar kritisch - auch wenn PISA, der größte internationale Schülervergleich, durchaus Schwächen habe, wie Zillner sagt: "Man kann PISA durchaus inhaltlich hinterfragen. Aber mit dem Datenleck, das da jetzt alles ausgelöst hat, ist das nur schwer kombinierbar." Die jüngste Datenaffäre am BIFIE habe mit PISA nichts zu tun. Bei dem internationalen Leistungsvergleich, koordiniert von der OECD, seien die Daten sicher. Heinisch-Hosek verabschiede sich jetzt "überhaps" von PISA und anderen Schülertests, etwa den Bildungsstandard-Tests im Frühling, so Zillner. "Das ist völlig überzogen, zumal diese Bildungsstandard-Tests in Heften mit Kugelschreiber gemacht worden werden." Die Tests sollten stattfinden, das wird auch bald Thema eines offenen Briefs sein, an dem die AHS-Direktorinnen und -Direktoren jetzt feilen.

"Datenleck nur Vorwand"

Ähnlich auch eine aktuelle Stellungnahme der Elternvereine an den mittleren und höheren Schulen: Die Leistungsvergleiche müssten bleiben, vor allem die Bildungsstandard-Tests. Für Elternvertreter Theodor Saverschel ist das Datenleck nur ein "Vorwand" für die Einstellung. Offenbar fürchte die Politik, dass die Schüler schlecht abschneiden, so die Vermutung unter den Elternvertretern. Auch die Grünen sprechen von einem Vorwand, das hätte Thema bei der Pressekonferenz morgen Vormittag sein sollen.

Weder von der nun abgesagten Pressekonferenz noch von Druck auf AHS-Direktorensprecher Zillner wisse man etwas: Das betont man sowohl im Unterrichtsministerium als auch in der ÖVP.