USA hoffen auf stabiles Afghanistan

Große Erwartungen an den neuen afghanischen Präsidenten haben auch die USA. Sie wünschen sich vor allem, dass der neue Präsident das umstrittene Sicherheitsabkommen mit den USA und der NATO unterschreibt und sie endlich abschätzen können, was nach dem Abzug der internationalen Kampftruppen Ende 2014 passieren soll.

Mittagsjournal, 4.4.2014

Stimmen gegen den Abzug

Nach 13 Jahren Krieg wollen die Amerikaner endlich raus aus Afghanistan – aber ganz geheuer ist es ihnen doch nicht. Denn dass das Land nicht sicher genug ist, daraus macht niemand ein Geheimnis, auch nicht der Chef der US-Truppen in Afghanistan, Joseph Dunford: "Die afghanischen Sicherheitskräfte haben bereits viel gelernt. Aber sie brauchen trotzdem unsere Hilfe. Wenn wir mit Ende 2014 das Land verlassen, wird sich die Sicherheitslage in Afghanistan drastisch verschlechtern – und es wird nur die Frage sein, wie schnell."

Rund 34.000 US-Soldaten sind derzeit in Afghanistan im Einsatz. In neun Monaten soll das vorbei sein. Keine gute Idee, sagt der Politologe Michael O’Hanlon vom Brookings Think Tank in Washington DC: "Wenn wir nicht bleiben, setzen wir die Zukunft der afghanischen Bevölkerung und all unsere Errungenschaften der vergangenen Jahre aufs Spiel. Dann verlieren wir diesen Krieg."

Afghanistan muss stabil bleiben

Geht es nach dem Pentagon, sollen auch nach 2014 mindestens 10.000 Soldaten in Afghanistan stationiert bleiben: "Das Ziel ist, die Afghanen zu beraten", erklärt O’Hanlon. "Vor allem in Sachen Anti-Terrorprogrammen, Geheimdienst-Informationen, Luftabwehr, aber auch die Möglichkeit, Drohnen in Pakistan einzusetzen. Das Ziel ist, dass die Al Quaida keinen Einfluss in der Region gewinnen kann, und dass Afghanistan stabil bleibt."

Doch noch fehlt dafür die rechtliche Grundlage. Seit Monaten diskutieren die USA und die NATO mit der afghanischen Regierung über das sogenannte Sicherheitsabkommen, das auch nach 2014 internationale Truppen im Land erlaubt. Bisher hat Präsident Karzai geblockt – das werde sich nun hoffentlich ändern, sagt Michael Kugelman vom Woodrow Wilson Center in Washington DC: "Die meisten Kandidaten sind vertrauenswürdig, viele von ihnen haben enge Verbindungen zu den USA. Sie werden gute Partner sein, mit denen sich verhandeln lässt. Sie werden unsere Beziehung zu Afghanistan signifikant verbessern."

"Krieg sauber zu Ende bringen"

Doch diese Aussicht ist in den USA gar nicht mal so populär. Denn der Krieg hat viel gekostet: Menschenleben und Geld. Mehr als 2.000 US-Soldaten haben ihren Einsatz in Afghanistan nicht überlebt. Dafür haben die USA zwischen 2001 und 2013 mehr als 640 Milliarden Dollar ausgegeben. Es gehe darum, diesen Krieg sauber zu Ende zu bringen, sagt der Afghanistan-Experte Kugelman: "Diejenigen, die einfach raus wollen, um das Kapitel abzuschließen – die sind naiv. Das Land ist politisch gespalten, es gibt mächtige Warlords, einflussreiche Taliban, schwache Institutionen, Korruption. Und ich fürchte, dass es die starke Führung, die dieses Land bräuchte, nicht geben wird, auch nach den Wahlen nicht." Die USA wollen Afghanistan nicht im Stich lassen, sagt Kugelman. Aber es scheint, als wären sie dabei nicht sehr optimistisch.