Bundesheer-Kommission:Sorge wegen Sparkurs

Einmal im Jahr legt die Parlamentarische Bundesheerkommission ihren Jahresbericht über Beschwerden im Bundesheer vor. Üblicherweise eine statistische Aufzählung von Beschimpfungen, Schikanen, baulichen Mängeln. 2013 gab exakt 384 Beschwerden, etwa gleich viele wie das Jahr zuvor. Aber die Herren der Kommission nutzen heute die Gelegenheit, um fast schon einen Abgesang auf das Heer anzustimmen.

Mittagsjournal, 10.4.2014

"Heer kann so nicht existieren"

Das Bundesheer geht den Bach hinunter und es kümmert niemand - weder in der Politik noch in der Gesellschaft. Das ist in etwa das Resümee der Kommission zum Zustand der Armee. Nicht die Beschwerdelage ist es, die den drei Herren der Kommission, zwei Ex-Politikern und einem Ex-Chefredakteur, Sorgen bereitet, sondern dass seit Jahren ein Sparkurs gefahren wird, der so ziemlich alle Bereiche betrifft: Keine Übungen, uralte oder überhaupt keine Fahrzeuge, 40-Mann-Schlafräume, unzumutbare Sanitäranalagen und Sanitätsstationen, die jeder Beschreibung spotten, wie der aktuelle Chef der Kommission, Walter Seledec von einer Fact Finding Mission in einer Kaserne berichtet. Als einziger Kasernen-Lichtblick wird der Neubau in Güssing genannt. Das war's dann aber auch schon. Conclusio von Seledec: "Dieses Bundesheer kann, wenn sich die Geldmittel nicht wesentlich verbessern, so nicht existieren."

Gefährdete Reform

Bleibt noch das politische vielbejubelte Prestigeobjekt. Oder doch nicht? Kommissionsmitglied Anton Gaal befürchtet, dass sich eine Reform des Grundwehrdienstes in der gewünschten Form nicht ausgeht.

Die vielbejubelten neuen Ausbildungsmodule? Alles Chimäre, erläutert Seledec an diversen Beispielen. Etwa das an sich populäre Schießausbildungsmodul. Mit Maschinengewehr und mit limitierter Munition. Seledec: "48 Schuss - wissen Sie, was das ist? Rrrrrrrrt - und dann ist der Wehrdienst vorbei."

Wie mit den Grundwehrdienern grundsätzlich umgegangen wird ist für ÖVP-Mann und Ex-Politiker Paul Kiss überhaupt eine Schande für die Republik und er sagt, "dass diese Grundwehrdiener Lohnsklaven sind". Die Bundesheerkommission hat heute also einmal Luft abgelassen. Passieren wird vermutlich recht wenig.

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