Schwarzgeldschmuggel durch Österreich
Österreich hat mit der Schweiz ein Abkommen über die Legalisierung von Schwarzgeldkonten - eine Vereinbarung, die Deutschland ausgeschlagen hat. Viele greifen dort zur Selbstanzeige - wie Ulli Hoeneß oder Alice Schwarzer. Andere versuchen, ihr Geld "schwarz" nach Hause zu bringen. Viele führt der Weg dabei durch Vorarlberg. Hinter der Grenze wartet die deutsche Zollfahndung und greift erstaunlich viele Geldschmuggler auf.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 3.5.2014
Goldsucher
Auf einem Parkplatz hinter der österreichischen Grenze am Bodensee kontrollieren deutsche Zollbeamte reihenweise Autos - auf der Suche nach Geld. Bis 10.000 Euro ist die Einfuhr von Bargeld kein Problem, sie muss nur deklariert werden. Was genau erlaubt ist, steht auf einem Kärtchen, das jeder Insasse zu lesen bekommt - damit man sich später nicht darauf ausreden kann, man hätte etwas falsch verstanden. Wer Bares, 3.000, 5.000, vielleicht 8.000 Euro dabei hat, bei dem vermutet der Zoll noch weiteres Geld im Fahrzeug - oder zumindest Hinweise auf ein dickeres Bankkonto in der Schweiz oder in Liechtenstein.
Zoll schickt Steuer Namen
Die Lenker müssen sich gedulden. Denn alle Hinweise auf ausländisches Vermögen sind Beweisstücke, die den Steuerbehörden übermittelt werden. Die Steuerfahnder könnten dann schon bald an der Türe zu Hause läuten, erzählt der Pressesprecher des Zolls, Hagen Kohlmann: "Dort wo entweder das Geld von 10.000 Euro oder mehr nicht angemeldet worden ist, oder wo wir Hinweise auf Auslandsvermögen finden, haben wir auch die Verpflichtung, das den Länderfinanzbehörden mitzuteilen."
Viele tragen das Geld am Körper, manche haben es irgendwo im Fahrzeug versteckt, andere laden das Auto mit Personen voll: denn 10.000 Euro sind pro Person erlaubt. Ein erfahrener Beamter steht an der Straße und entscheidet, welches Fahrzeug genauer unter die Lupe genommen werden sollte. Sein Spürsinn lässt ihn dabei nicht im Stich: in fast jedem zweiten Fahrzeug, das an diesem Nachmittag kontrolliert wird, werden seine Kollegen fündig. Die Befragung beginnt dann harmlos, in vielen Fällen stolpern die Geldschmuggler aber schon über die ersten Nachfragen.
Millionengeschäft Schwarzgeld
Die Summen, die an diesem Tag zusammenkommen, sind nicht hoch. Doch insgesamt steigt die Zahl der Geldschmuggler, und auch die Höhe der Summe, erzählt der Pressesprecher. Diese kann schon im sechsstelligen Bereich liegen. Einer Statistik zufolge brachten die Ermittlungen der Zollbeamten 2013 die Rekordsumme von über 570 Millionen Euro Schwarzgeld zusammen. Hagen Kohlmann: "Aus unserer Sicht haben wir tatsächlich hier recht viele Feststellungen - mit Bargeld und auch mit Bankunterlagen. Insofern lohnt sich unser Einsatz an der Grenze im Moment besonders."
Viele Schweizer Banken haben ihren Kunden ein Ultimatum gesetzt, bis Jahresende müssen sie ihr Finanzproblem in den Griff bekommen, sonst wird das Konto gekündigt. Und auch der deutsche Fiskus will seinen Druck auf die Schwarzgeldbesitzer verschärfen, es wird überlegt, auch Selbstanzeiger künftig stärker zur Kasse zu bitten. Die Arbeit geht den Beamten daher heuer sicher nicht aus.