Energieexperte kritisiert Kraftwerkssperren
Für den Energieexperten Florian Haslauer geht die Energiewende in eine falsche Richtung: Erneuerbare Energie werde zu stark gefördert, und es gelinge nicht, den CO2-Ausstoß in der EU zu bremsen. Jüngstes Beispiel dafür sei die Entscheidung des Verbund, fünf vergleichsweise saubere Gas-Kombikraftwerke aus Kostengründen einzumotten.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 16.5.2014
Widerspruch zu Energiewendeziel
Der Strompreis in Europa ist zu niedrig, um Gaskraftwerke wirtschaftlich zu betreiben. Das ist eine Folge der Energiewende in Deutschland, stellt der Energieexperte des Unternehmensberaters AT Kearney, Florian Haslauer, fest. Dass nun wieder mehr Kohlekraftwerke ans Netz geht, widerspricht den Zielen der Energiewende - weg vom Atomstrom, hin zu sauberer erneuerbarer Energie. So sei in Deutschland der CO2-Ausstoß gestiegen, weil mehr Strom durch Kohle produziert wird als in der Vergangenheit, trotz steigendem Anteil der Erneuerbaren, so Florian Haslauer: "Das Problem ist der niedrige Strompreis in Kombination mit dem niedrigen CO2-Preis."
Ursprünglich wollte die EU mit einem Handelssystem für Verschmutzungsrechte den Ausstoß von Kohlendioxid teuer machen und so bremsen. Doch der Preis für die Verschmutzungsrechte ist im Keller, weil zu viele Zertifikate auf dem Markt sind - auch durch die Wirtschaftskrise.
Weniger Zertifikate, mehr Markt
Die Politik in Europa müsse sich nun entscheiden, ob sie die Energiewende durch Eingriffe in den Markt oder durch Marktwirtschaft erreichen will, sagt Haslauer. Und sie müsse sich auch entscheiden, was ihr wichtigstes Ziel bei der Energiewende ist. Aus seiner Sicht wäre das der CO2-Markt, wobei man aber die Förderung der erneuerbaren Energie stark zurückdrängen und die CO2-Zertifikate ebenfalls reduzieren sollte. "Dann sollte man den Marktpreis spielen lassen, und dann werden sich die CO2-armen Technologien im Markt selber durchsetzen."
Unerwünschte Nebenwirkungen
In Deutschland seien die Förderungen für Strom aus erneuerbarer Energie viel zu hoch, kritisiert der Energieexperte: Im Jahr 2013 sind 17 Milliarden Euro in die Förderung der Stromerzeugung gegangen. Das zahlt der Endkunde durch hohe Aufschläge. Auf der anderen Seite wird mit diesen hohen Subventionen der Strompreis auf dem Markt gedrückt. Man kann sagen, dass Deutschland gegen den Strommarkt ansubventioniert und nach unten drückt, und damit andere Nebeneffekte auslöst." Unter anderem, dass Gaskraftwerke nicht mehr rentabel zu betreiben sind. Die Förderungen für Erneuerbare Energie sollten daher rasch reduziert werden, meint Haslauer, damit die Energiewende wieder in die richtige Richtung gehen kann.