Ägypten-Wahl verlängert, Andrang weiter schwach

Die ägyptische Wahlkommission hat gestern entschieden, die ursprünglich für zwei Tage angesetzte Präsidentenwahl wegen der großen Hitze um einen Tag zu verlängern. Doch auch heute, am dritten Tag, war der Andrang vor den Wahllokalen eher mäßig - eine Niederlage für den Wahlfavoriten Abdel al-Sisi.

Mittagsjournal, 28.5.2014

Protest gegen Verlängerung

Die Website der Zeitung "Al-Shorouk" berichtete, die Wahlkampfteams der beiden Kandidaten Al-Sisi und Hamdien Sabahi hätten bei der Wahlkommission vergeblich Einspruch gegen die Verlängerung eingelegt. Aktivisten kritisierten die Verlängerung als Versuch, die Wähler zu den Urnen zu zwingen. Aus Protest gegen die Entscheidung erschienen viele der Vertreter der Sabahi-Kampagne am Mittwoch nicht als Beobachter in den Wahllokalen.

Einige lokale Radiosender hatten am Dienstagabend gemeldet, wer sich nicht an der Wahl beteilige, müsse eine Geldstrafe in Höhe von 500 ägyptischen Pfund (51 Euro) bezahlen. Solche Drohungen hatten allerdings auch bei früheren Wahlen kaum Wirkung gezeigt, da das Geld in der Regel nicht eingetrieben wird.

Muslimbürder sehen sich bestätigt

Lange Warteschlangen vor den Wahllokalen waren auch gestern bei Temperaturen bis zu 38 Grad nicht zu beobachten. Dabei hatte die Übergangsregierung Mitarbeitern der Behörden extra freigegeben. Das nationale Wahlkomitee bezifferte die Wahlbeteiligung an den ersten beiden Tagen mit 37 Prozent, was deutlich unter jener bei der letzten Präsidentenwahl vor zwei Jahren (45 Prozent) lag. Zur ersten Präsidentenwahl seit der Entmachtung des Islamisten Mohammed Mursi im Juli 2013 nur zwei Kandidaten angetreten: Der ehemalige Militärchef Abdel Fattah al-Sisi und der Linkspolitiker Hamdien Sabahi, der bei der letzten Präsidentenwahl 2012 Dritter geworden war - hinter Mursi und dem Kandidaten des alten Regimes, Ahmed Shafik.

Die Muslimbrüder hatten zu einem Wahlboykott aufgerufen. Sie fühlten sich durch die schwache Beteiligung in ihrer Ansicht bestätigt, die Mehrheit der Ägypter lehne den "Putsch" der Militärführung vom Juli 2013 ab. Allerdings führten etliche Nichtwähler auch andere Gründe an. Einige sagten, der Sieg von Al-Sisi stehe ohnehin fest, andere erklärten, keiner der beiden Kandidaten habe sie überzeugt. (Text: APA, Red.)