Ägypten: Al-Sisi offiziell Präsident

Am Abend wurden in Kairo offiziell die Wahlergebnisse der diesjährigen Präsidentschaftswahl verkündet. Damit wurde bestätigt, was schon lange klar war: Ex-Armeechef und Verteidigungsminister Abdelfattah el-Sisi wird neuer Präsident Ägyptens mit fast 97 Prozent der Stimmen. Auf ihn kommt - nach überschwängilchen Feiern - viel Arbeit zu.

Mittagsjournal, 4.6.2014

Liza Ulitzka

Enthusiastische Feiern

"Demnach wird der neue Präsident der arabischen Republik Ägyptens, der in den Wahlen, die im Ausland und im Inland im Mai 2014 stattgefunden haben, die Mehrheit der Stimmen gewonnen hat, Said Abdelfattah Said Chasin Chalil al-Sisi" - nach der Verkündung des offiziellen Wahlergebnisses durch die oberste Wahlkommission gibt es für die geladenen Gäste der Pressekonferenz kein Halten mehr. Nach den Glückwünschen der Kommission springen die Männer auf den Tisch am Podium und beginnen zum inoffiziellen Wahlkampfsong von Abdelfattah al-Sisi zu tanzen, der über die Lautsprecher abgespielt wird. Eine Frau mit Kopftuch lässt es sich nicht nehmen, zwischen den Sitzreihen einen kleinen Bauchtanz aufzuführen.

Frisierte Zahlen?

Dabei gibt es eigentlich nicht viel zu feiern. Die Wahlbeteiligung lag auf einem historischen Tiefststand. Die meisten Ägypter blieben an den Wahltagen zu Hause, in den Wahllokalen herrschte gähnende Leere. 47 Prozent der Stimmberechtigten sind wählen gegangen, wobei inoffizielle Schätzungen von weit weniger ausgehen. Die Zahlen wurden mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nach oben frisiert, damit al-Sisi halbwegs das Gesicht wahren kann. Am Tahrir-Platz, wo an dem Abend auch Feierlichkeiten zu Ehren von al-Sisi abgehalten werden, will man davon aber nichts wissen. Eine Frau: "Nein, es waren viele Leute bei den Wahlen. Bei uns in Shobra el Chema, das ist eine eher arme Gegend, waren die Wahllokale voll. Wo sollen denn die Leute hergekommen sein?" Ein Mann: "Wenn keine Leute zu den Wahlen gegangen sind wie Sie sagen, dann gäbe es heute wohl keine Revolution hier und keine Party." Ein anderer: "Wer hat gesagt, dass die Wahllokale leer waren?" Reporterin: "Das ägyptische Fernsehen." - "Nein, ihr Journalisten geht mit der Kamera immer nur zu den Orten, die leer sind."

Keine Fehler erlaubt

Dennoch, bei weitem nicht alle Ägypter stehen geeint hinter dem ehemaligen Verteidigungsminister. Das wird ihm seine Amtszeit nicht gerade erleichtern. Ohnedies muss al-Sisi sehr schnell Lösungen für die Mammutprobleme des Landes präsentieren: Rekordarbeitslosigkeit, steigende Preise, eine erlahmte Wirtschaft, ständige Stromausfälle, Verkehr, Korruption und Armut sind nur einige davon. Fehler darf al-Sisi sich keinen leisten, denn die Ägypter haben keine Geduld mehr mit ihren Herrschern.