Irak: Anti-ISIS-Allianz von USA und Iran?
In Wien findet derzeit die neuerliche Verhandlungsgrunde zum iranischen Atomprogramm statt - und dabei war die Irakkrise zumindest am Rande ein Thema. Denn die USA und der Iran, die beide eine Militärintervention im Irak in Betracht ziehen, überlegen aufgrund der eskalierenden Lage nun sogar, zusammenzuarbeiten - eine ungewöhnliche Allianz der jahrzehntelangen Erzfeinde.
8. April 2017, 21:58
(c) APA/EPA/Jim Lo Scalzo
Morgenjournal, 17.6.2014
Keine militärische Kooperation
Die Krise im Irak sorgt für eine vorsichtige Annäherung der Erzfeinde USA und Iran. US-Außenminister John Kerry zeigte sich offen für eine Zusammenarbeit mit Teheran: Grundsätzlich befürworte die US-Regierung "jeden konstruktiven Prozess, der die Gewalt verringert, den Irak zusammenhält (...) und die Präsenz von ausländischen terroristischen Kräften beendet", sagte Kerry in einem Interview mit der Nachrichtenseite "Yahoo News". Zunächst müsse aber klar sein, "wozu der Iran bereit oder nicht bereit wäre". Der iranische Präsident Hassan Rohani hatte am Wochenende überraschend eine Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen die sunnitischen ISIL-Extremisten im Irak angeregt.
Das "Wall Street Journal" berichtete, Vertreter der USA und des Iran wollten noch in dieser Woche zu ersten Beratungen über die Irak-Krise zusammentreffen. Kerrys Stellvertreter Bill Burns hielt sich am Montag ebenso wie der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif zu Gesprächen über das iranische Atomprogramm in Wien auf, die am Nachmittag begannen. Ein US-Regierungsvertreter sagte, es könne "sein, dass es am Rande einige Unterredungen" zur Irak-Krise geben werde.
Das US-Verteidigungsministerium stellte nach Kerrys Äußerungen aber klar, dass es keine militärische Zusammenarbeit mit dem Iran geben werde. "Es gibt absolut keine Absicht, keinen Plan, militärische Aktivitäten zwischen den USA und Iran zu koordinieren", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby.
Truppe "zum Schutz der US-Botschaft"
Doch die USA schicken eine 275 Mann starke Spezialeinheit des Militärs in den Irak, um die US-Botschaft und die dort arbeitenden Amerikaner zu schützen. Die Truppe sei wenn nötig auch für den Kampf gerüstet, teilte Präsident Barack Obama in einem Brief an den Kongress mit. "Diese Einheit wird im Irak bleiben, bis die Sicherheitslage es nicht länger erfordert", hieß es in dem Schreiben vom Montag.
Zugleich bekräftigte Kerry in dem Interview mit "Yahoo News", dass Washington über Drohnenangriffe gegen ISIL nachdenke. Präsident Barack Obama prüfe "jede verfügbare Option", sagte der US-Außenminister. Obama hatte am Freitag den Einsatz von Bodentruppen im Irak ausgeschlossen, sich die Möglichkeit von Luftangriffen aber offen gehalten. Washington entsandte bereits den Flugzeugträger "USS George H.W. Bush" in die Region, am Montag traf ein weiteres US-Kriegsschiff mit 550 Marineinfanteristen an Bord im Persischen Golf ein. (Text: APA, Red.)