Irak: Appelle zu Einheit gegen ISIS-Vormarsch

Im Irak haben hochrangige Vertreter der beiden rivalisierenden Glaubensrichtungen zur Einheit des Landes aufgerufen. Nach einem Treffen hinter verschlossenen Türen forderten Schiiten und Sunniten gemeinsam den Schutz von "Souveränität und Würde des irakischen Staates". Die ISIS-Islamisten sind weiter auf dem Vormarsch. Mehr als eine Million Menschen sind im Irak auf der Flucht.

Flüchtlingszelt

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Morgenjournal, 18.6.2014

UNO-Appell zum Dialog

Konflikte zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen müssten beigelegt werden, sagte der ehemalige Ministerpräsident Ibrahim al-Jafaari in Anwesenheit führender Sunniten und Schiiten. Darunter waren auch der ehemalige Präsident des unlängst aufgelösten Parlaments, der Sunnit Osama al-Nujaifi, und Regierungschef Nuri al-Maliki, ein Schiit.

Kurz zuvor war Maliki von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon zum Dialog mit den Sunniten aufgerufen worden. Auch die USA mahnten die Politik im Irak zum geschlossenen Vorgehen gegen den Vormarsch sunnitischer Extremisten, die gegen die schiitische Regierung rebellieren.

Al-Maliki seinerseits entließ mehrere ranghohe Armeekommandeure, unter anderen der Kommandeur für die nördliche Provinz Ninive. Die Provinz Ninive war die erste, die die Isis-Kämpfer zu Beginn der vergangenen Woche erobert hatten. Die Streitkräfte hatten der Offensive zunächst kaum Widerstand entgegengebracht und waren in Scharen desertiert. Einer der Kommandeure solle deswegen vor ein Kriegsgericht gestellt werden, wie Maliki anordnete.

Obama berät über "Optionen"

US-Präsident Barack Obama berät heute mit führenden Demokraten und Republikanern aus dem Kongress über den Vormarsch der radikalen Islamisten im Irak. Obama hatte am Montag die Entsendung von 275 Soldaten zum Schutz der Botschaft in Bagdad und der US-Bürger im Irak angekündigt. Die Stationierung der Soldaten, die auch "für Kampfeinsätze ausgerüstet" seien, habe am Sonntag begonnen. Die USA greifen dem Irak auch mit Waffenlieferungen und Geheimdienstinformationen unter die Arme, außerdem bilden sie irakische Truppen in Drittländern aus.

Eine Rückkehr von US-Bodentruppen schließt Obama nach dem Abzug Ende 2011 aus, prüft aber andere militärische Schritte wie Angriffe mit Drohnen oder Kampfflugzeugen. Präsidentensprecher Jay Carney sagte am Dienstag, der US-Präsident werde sich in den kommenden Tagen mit seinen Sicherheitsberatern weiter über "eine Reihe von Optionen" austauschen. (Text: APA, Red.)