Irak: Kämpfe immer heftiger - Pessimismus nimmt zu

Im Irak sind die Truppen der ISIS weiter auf dem Vormarsch. Auch aus Syrien werden Gefechte der ISIS-Kämpfer gemeldet. Die USA zögern noch mit einer direkten Intervention im Irak, haben aber eine Spezialeinheit zum Schutz der US-Botschaft entsendet. Der kurdische Premierminister Barzani glaubt nicht, dass es möglich ist, den Irak zusammenzuhalten.

Bewaffnete Schiiten

(c) EPA/STR

Mittagsjournal, 17.6.2014

USA schickte Spezialeinheit

Kämpfe werden derzeit aus der Region um Bakuba gemeldet, nur 60 Kilometer von Baghdad entfernt. Die ISIS-Kämpfer konnten eine weitere Stadt unter ihre Kontrolle bringen: Talaafar, eine Stadt zwischen Mossul und der syrischen Grenze. Immer noch hofft die irakische Regierung auf massive Unterstützung der USA. Die USA haben jetzt eine 275 Mann starke Spezialeinheit in den Irak geschickt, vor allem um die amerikanische Botschaft in Baghdad zu schützen.

"Das ist ja alles sehr gut, aber was der Irak wirklich braucht, ist Luftunterstützung, um gegen diese Terrorzentren Luftschläge durchzuführen", sagt heute der Sprecher des irakischen Premierministers Nuri al Maliki. Der Irak braucht die ganze Welt, um diese brutale Terrororganisation zu bekämpfen, die die gesamte Region bedroht, so Maliki Sprecher Zuhair Al Nahar.

Falsche Politik Bagdads

Militärische Unterstützung der USA ist notwendig, bekräftigt auch der Premierminister der autonomen Kurdenregion im Irak, Nechervan Barzani. Doch das Problem seien nicht nur die vorrückenden sunnitischen ISIS-Extremisten. Natürlich sei ISIS in diese Situation involviert. Diese sei aber auch das Resultat einer falschen Politik Bagdads gegenüber den Sunniten. "Die Sunnitengebiete fühlen sich im Stich gelassen und müssen jetzt dringend in eine politische Lösung eingebunden werden", so der Kurdenführer Barzani in einem BBC Interview.

Eine autonome Sunnitenregion

"Was in Mossul passiert ist, ist nur ein Ausläufer des Zorns und der Revolution verzweifelter Sunniten, die zurückgelassen wurden und weder an den politischen Prozess noch an die internationale Gemeinschaft glauben können", bestätigt auch Tariqu al Hashemi, moderater Sunnit und ehemaliger Vizepräsident im Irak.

Der kurdische Premierminister Barzani glaubt nicht, dass es möglich ist, den Irak zusammenzuhalten. Für ihn ist die Übernahme Mossuls durch die sunnitischen Extremisten ein nicht wieder rückgängig zu machender Wendepunkt.

"Jetzt müssen wir die Sunnitengebiete bestimmen lassen. Sie müssen jetzt entscheiden, was sie wollen", sagt Barzani. Er könne sich vorstellen, dass letztendlich eine autonome Sunnitenregion herauskommen könnte, so wie die autonomen Kurdengebiete.

Kurden als Gewinner des Konflikts

Die Kurden gelten in diesem Konflikt als Gewinner. Als die irakische Armee vor den vorrückenden ISIS-Kämpfern zurückwich, hat sich vergangene Woche die kurdische Armee, die Peschmerga, dem Kampf mit den Islamisten gestellt und dabei die Kurdengebiete auf Regionen ausgedehnt, die bisher zwischen Bagdad und den Kurden umstritten waren. Dass die Kurden die neuen Gebiete wieder zurückgeben werden, ist unwahrscheinlich.