Irak: Raffinerie in Händen der ISIS

Die ISIS-Rebellen haben im Irak ein weiteres wichtiges Ziel erobert. Eine seit Tagen umkämpfte Raffinerie ist nun vollkommen in den Händen der Rebellen. Die irakische Zentralregierung versucht mittlerweile zurückzuschlagen und vor allem die USA zu Luftschlägen zu bewegen, sogar mit der Drohung, sich sonst an den Iran zu wenden.

Morgenjournal, 24.6.2014

Strom für Bagdad

Nach rund einer Woche heftiger Kämpfe haben die ISIS Rebellen nun offenbar die größte und wichtigste irakische Raffinerie eingenommen. Sie liegt 200 Kilometer nördlich von Bagdad. Von hier aus werden viele Tankstellen des Landes mit Treibstoff beliefert. Aber noch wichtiger: Hier ist auch ein Kraftwerk, von dem aus Bagdad mit Strom versorgt wird.

Jene Truppen, die sich gegen die ISIS stellen, sind vor allem die sogenannten Kampfgruppen. Sie rekrutieren sich hauptsächlich aus streng gläubigen Schiiten. Diese Kämpfer haben nun auch einen Ring um Bagdad gezogen, um den weiteren Vormarsch der ISIS zu verhindern.

"Dann fragen wir den Iran"

Außergewöhnliche Umständen befördern auch außergewöhnliche Karrieren. Und so ist aus dem bisherigen Verkehrsminister der Oberkommandierende der Kampfgruppen geworden. Er heisst Had Amiri und macht klar: "Wenn uns die USA nicht unterstützen, dann werden wir uns an jeden wenden, der uns helfen will. Das heißt, wenn die USA uns nicht helfen, dann fragen wir den Iran."

Angesichts der Offensive der islamistischen ISIS-Miliz im Irak hat auch der Iran seine Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze erhöht. Kontrollen und Überwachung würden ausgeweitet und Grenzposten verstärkt, so das Innenministerium. Auch andere Länder in der Region haben ihre Truppen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, etwa Kuwait oder Jordanien.

Saudis und Iraner sollen reden

Um die Irak-Krise zu entschärfen hat der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier direkte Gespräche zwischen dem Iran und Saudi-Arabien angeregt. Er sagt in einem Interview mit einer deutschen Zeitung: "Ohne irgendeine Verständigung zwischen Riad und Teheran wird der Konflikt kaum zu lösen sein". Teheran ist der wichtigste Verbündete des umstrittenen schiitischen irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki. Das streng sunnitische Saudi-Arabien unterstützt die Rebellen in Syrien.