Vor Wechsel: Gespräch mit Peter Mitterbauer

Wer kommt, scheint klar, wer geht, ist fix: Peter Mitterbauer muss nach zwei Perioden an der Spitze des ÖIAG-Vorstands den Vorsitz abgeben. Der 71 Jahre alte Oberösterreicher gilt als eine der prägenden Figuren der heimischen Wirtschaft. Im Ö1-Interview begründet er sein klares Ja für eine eigenständige Staatsholding und für Siegfried Wolf als neuen Chef des Kontrollgremiums.

Morgenjournal, 26.6.2014

Der scheidende ÖIAG-Vorstandsvorsitzende Peter Mitterbauer im Gespräch mit Volker Obermayr

Putin-Nähe Wolfs kein Makel

"Ich habe Siegfried Wolf in der Arbeit der ÖIAG über viele Jahre hinweg als überaus kompetentes und verlässliches Mitglied mit Handschlagqualität erlebt", sagt Peter Mitterbauer. Wolf habe eine äußerst erfolgreiche Vita im Aufbau von Magna in Europa hinter sich, es sei also nicht ausreichend, seine Qualifikationen auf seine jetzige Tätigkeit für den Oligarchen Oleg Deripaska in Russland zu reduzieren. Wolfs demonstrative Nähe zu Russlands Präsident ist für Peter Mitterbauer jedenfalls kein Makel. "Jeder hat seine eigene persönliche Meinung. Warum sollte dadurch die Professionalität von jemandem, der so Gutes für Österreich geleistet hat, in Frage gestellt werden?"

Was seinen Nachfolger anbelangt, seien an Peter Mitterbauer keine Begehrlichkeiten der Politik herangetragen worden. Wer auch immer es wird, er wünsche sich von seinem Nachfolger, "die Unabhängigkeit und Nicht-Beeinflussbarkeit des Aufsichtsrates von außen zum Wohle des Unternehmens beizubehalten und dafür einzutreten". Ansonsten brauche sein Nachfolger wohl keinen Rat von ihm, meint Mitterbauer, " weil er sicher schon im Aufsichtsrat der ÖIAG sitzt und daher weiß, was wir beschlossen haben und anstreben".

ÖIAG auch für andere Unternehmen einsetzen

In Zukunft solle der "Erfolgsvektor ÖIAG auch für viele andere Unternehmen" eingesetzt werden, um auch "in diesen Unternehmen zum Wohle des Steuerzahlers" höchste Professionalität angedeihen zu lassen", sagt Mitterbauer. Der ÖIAG-Vorstand habe für weitere Portfolios, die sich im Staatsbesitz befinden, schon lange und immer wieder Vorschläge erarbeitet. Es stimme ihn nicht froh, dass das alles nicht umgesetzt wurde. "Es wäre dringend notwendig, diese Vielzahl von Staatsbeteiligungen zu konzentrieren und in wirklich professionelle Hände zu geben."

Dass im Fall einer ÖIAG-Reform auch die Selbsterneuerung des Aufsichtsrates ein Thema sein könnte, bezeichnet Mitterbauer als "Detail": "Dass die Selbsterneuerung des Aufsichtsrates damit auch aufrecht bleibt, ist ja im Endeffekt ein Detail. Das Maßgebliche ist, dass die Unternehmen im Staatsbesitz nach marktwirtschaftlichen Kriterien erfolgreich und wertschöpfend zu führen sind." Über die Selbsterneuerung sei jedenfalls die Parteipolitik aus dem Gremium herausgehalten worden. "Das ist für die Unternehmen von Vorteil und hat ihre Arbeit wesentlich vereinfacht."