Erste Bank mit Verlusten in Osteuropa

Die Erste Group weist in ihrer aktuellen Halbjahresbilanz einen Milliardenverlust aus. Grund dafür sind Abschreibungen für Tochterunternehmen in Rumänien und Ungarn. Trotz der herben Verluste hält Erste-Chef Andreas Treichl aber an der Ausrichtung der Bank auf das Osteuropageschäft fest, auch wenn die Ukrainekrise neue Unsicherheiten bringt.

Mittagsjournal, 31.7.2014

Schatten über Osteuropa

Die Erste Group macht reinen Tisch. Über eine Milliarde Euro wird an Wertberichtigungen in die Halbjahresbilanz genommen. Erste Group-Chef Andreas Treichl will damit einen Schlussstrich unter problematische Beteiligungen der Bank in Osteuropa ziehen: Da gebe es hohe Wertberichtigungen, in Rumänien vor allem aus dem "kleinen Kommerzgeschäft und dem kommerziellen Immobiliengeschäft". In Ungarn kämen die Maßnahmen der Regierung zur Konvertierung der Fremdwährungskredite "sehr teuer zu stehen", sagt Treichl. Wurde also in die falschen Märkte investiert? Treichl sagt nein, alle Rückschläge änderten nichts am Glauben, dass der Osten der EU in den nächsten Jahrzehnten die stärkste Wachstumsregion in Europa sein werde.

Treichl hält also an der Osteuropastrategie der Bank fest, obwohl gerade mit der Krise in der Ukraine neuerlich die Boom-Region Osteuropa in Mitleidenschaft gezogen wird: Das werfe einen Schatten auf die Region und erzeuge dadurch Unsicherheit. Die Erste Group ist nicht in der Ukraine engagiert. Eine zusätzliche Risikovorsorge trifft sie daher nicht.

Gerüstet für Stresstest

Vorgesorgt wurde hingegen für den bevorstehenden Stresstest der Bank. Als Reaktion auf die Finanzkrise müssen Geldinstitute ihre Eigenmittel erhöhen. Trotz der aktuellen Verluste habe die Erste Group ihre Kernkapitalquote auf 11,7 Prozent erhöhen können, sagt Treichl: "Wir haben alles getan, was wir tun können, um den Stresstest zu bestehen, und ob wir ihn bestehen, das liegt in den Händen der EZB."

In den eigenen Händen liegt, so Treichl, seine Zukunft als Chef der Bank. Angesprochen auf zuletzt verbreitete Gerüchte, Treichl könnte wegen der Verluste den Hut nehmen, meint der langjährige Chef der Erste Group: "Ich habe diese Frage nie gestellt, in der Bank hat diese Frage niemand gestellt. Wenn ein oder zwei Medienvertreter diese Frage stellen, sollen sie sich selbst beantworten."

Vertrauen in Treichl dürften jedenfalls auch die Anleger haben, der Aktienkurs der Erste Group Papiere hat am Vormittag deutlich zugelegt, ein Zeichen dass Investoren die Sanierungsschritte in der Bank begrüßen.