IS: "Hochprofessionelle Medienarbeit"
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verbreitet ein archaisches Weltbild, ist aber in der Wahl ihrer Mittel hochmodern - nicht nur wenn es ums Kämpfen und Töten geht. Die sunnitischen Terroristen setzen zur Rekrutierung und bei der Verbreitung ihrer Botschaften auf die neusten Errungenschaften der Kommunikation: Youtube, Twitter und Konsorten. Experten bescheinigen IS hochprofessionelle Medienarbeit.
8. April 2017, 21:58
(c) ANDREAS DÖRING
Mittagsjournal, 22.8.2014
Medienarbeit als Strategie
Twitter, Facebook, Tumblr, Youtube - überall findet man die Botschaften der IS. Zum Beispiel Videos mit der Grausamkeit der Foley-Enthauptung, von lässigen Inszenierungen Dschihad-begeisterter Jugendlicher bis zu Ästhetik von Hollywood-Produktionen. Einfache Symbolik herrscht vor, zentrales Zeichen ist die schwarze Flagge, die an die Kriegsflagge des Propheten Mohammed erinnert. Der deutsche Islamwissenschaftler Christoph Günther schätzt die Medienarbeit als "hochgradig professionell" ein. Die Gruippierung habe begriffen, dass die Medienarbeit ein ganz wesentlicher Teil ihrer Strategie sein muss. Die scheinbaren Gegensätze - archaisches Weltbild mit blutiger Gewalt und mittelalterlichen Unterdrückungsmechanismen gegenüber Informationstechnologie aus dem 21. Jahrhundert - gehen gut zusammen, sagt Günther. Man benutze diese Mittel, um den Feinden standhalten zu können. Die Fähigkeiten und Kenntnisse habe die IS mit jungen Menschen quasi mitrekrutiert, die mit den neuen Medien ganz natürlich umgehen, so Günther.
Wie gegensteuern?
Videos oder Accounts der Dschihadisten zu löschen, ist nur ein unzureichendes Gegenmittel. Zum einen werden zu viele Kanäle zugleich bespielt, verbreiten sich die Botschaften einfach zu schnell, als das sie ausrottbar wären. Zum anderen, sagt Günther, werde das Übel so nicht an der Wurzel bekämpft. Anderen auch religiös-konservativen Stimmen vor allem in den Main-Stream-Medien eine Stimme zu geben, würde viel mehr helfen. War das Enthauptungsvideo wegen seiner unglaublichen Brutalität ein strategischer Fehler der IS-Propaganda? Nein, sagt Günther. Denn Gewalt, um Macht zu erlangen, spiele in der Taktik der IS eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Inzwischen gibt es sogar ein Magazin, das für den Dschihad wirbt und junge Männer rekrutieren soll. Gedruckt in Syrien und im Irak, auf Englisch, und auch im Internet - gedacht für westliche Leser.
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