Erneut Ausschreitungen in Hongkong

In Hongkong gab es in der vergangenen Nacht neuerlich schwere Zusammenstöße zwischen Pro-Demokratie-Aktivisten und der Polizei. Dutzende Demonstranten wurden festgenommen, mehrere Personen verletzt. Seit Ende September blockieren Aktivisten Teile des Stadtzentrums der Millionenmetropole. Sie fordern freie Wahlen, die kommunistische Führung in Peking lehnt dies entschieden ab.

Morgenjournal, 1.12.2014

Aus Hongkong,

Es sind erneut die Regierungsgebäude im Stadtzentrum Hong Kongs, die von den Demonstranten ins Visier genommen werden. Gestern Abend versuchen hunderte die Straßen und Zufahrten zum Amtssitz des Stadtchefs zu blockieren. Die Polizei setzt Schlagstöcke und Pfefferspray ein und kann die meist jungen Aktivisten vertreiben: „Wenn unsere Stadtväter ihre Würde behalten wollen, dann sollten sie unseren Forderungen nach mehr Demokratie Gehör schenken anstatt die Polizei einzusetzen,“ sagt Alex Chow, einer der Anführer der vor allem von Schülern und Studenten getragenen Bewegung. Nach mehr als zwei Monaten des Dauerprotests macht sich im Lager der Demonstranten zunehmend Frust breit. Man wollte den Stadtchef Hong Kongs 2017 frei wählen, aus einer Liste aus unabhängigen Kandidaten.

Die Kernforderung bleibt unerfüllt. Die Hong Konger Stadtväter, und die eigentlich Angesprochenen, die kommunistischen Führer in Peking, haben keinen Millimeter nachgegeben. Und niemand glaubt, dass sie es irgendwann noch tun werden.

Die Zahl der Demonstranten schwindet. Gingen Anfang Oktober, zum Höhepunkt des Protests, zeitweise bis zu 100.000 Hong Konger auf die Straßen, so ist es mittlerweile nur mehr ein harter Kern von einigen Hunderten. Innerhalb des Protestlagers mehren sich jene Stimmen, die ein Ende der Straßenproteste fordern und für eine neue Strategie des Widerstands eintreten. Wie die aussehen soll bleibt unklar. Innerhalb der Bevölkerung geht die Unterstützung für die Pro-Demokratie Proteste zurück.

Viele haben die Straßensperren und das Verkehrschaos in manchen Stadtvierteln satt. Mehrere Proteststätten hat man mittlerweile nach einschlägigen Gerichtsbeschlüssen geräumt. Vorwürfe, die Polizei sei dabei zu brutal vorgegangen, haben am Wochenende die Spannungen neuerlich angeheizt.