Generationsübergreifendes Wohnen

Unsere Gesellschaft wird immer älter - damit steigt auch der Plegebedarf für ältere Menschen. Neben dem konventionellen Pflegeheim, gibt es aber auch Projekte wo alt und jung zusammenleben. Wohnen in Generationen - die Idee dabei ist, dass jung und alt voneinander profitieren. Denise Roithmair hat sich in generationsübergreifenden Einrichtungen umgehört und hat sich angeschaut wie wohnen in Generationen funktionieren kann.

Mittagsjournal, 6.12.2014

Denise Roithmair

Gemeinsam leben

Theaterspielen im Kolpingpflegeheim im 2. Wiener Gemeindebezirk. Lichterketten ringeln sich um die Betonsäulen im Veranstaltungssaal, Goldene Sterne hängen von der Decke. 7 Senioren proben ein Stück für die Weihnachtsfeier im Heim, es geht um Kindheitserinnerungen von damals. Unter dem Dach des Kolpingheimes, einem weltweiten gemeinnützigen Verein, leben 200 Senioren zusammen mit etwa 30 Kindern und ihren alleinerziehenden Müttern. Der jüngste Hausbewohner ist 4 Wochen alt.

Einige der Familien sind aus Russland, der Ukraine und Syrien geflohen. Im Stück spielen auch die Kinder mit, die hier leben.
Für Johann, 75 Jahre alt gehören die Kinder zum Alltag: So verhalten wie bei der Probe sind die Kinder nicht immer, sagt Johann. Noch etwas schüchtern marschieren sie im Gänsemarsch um die im kreissitzenden Senioren. Zu laut ist es Johann im Heim wegen der Kinder aber nicht.

Für die Senioren gibt es je nach Gesundheitszustand betreutes Wohnen oder 24 Stunden Pflege. Die Idee: alle - jung und alt sollen voneinander profitieren, es gibt Raum zur Begegnung für jeden der möchte, wie hier beim Theaterspielen, erklärt Christine Leopold, Präsidentin des Kolpingvereins.

Man muss sich auf die älter werdende Gesellschaft einstellen, sagt Christine Leopold. In Österreich sind heute 1,5 Millionen Menschen älter als 65. Bis 2030 werden es mehr als 2 Millionen sein, knapp ein Viertel der Bevölkerung.

Wg für Jung und Alt

Ortswechsel in ein anderes generationenübergreifendes Wohnprojekt: Frau Willi Eppel kocht Tee zusammen mit drei Frauen aus Somalia. Sie alle leben gemeinsam in der Generationen-Wg des ÖJAb im 12. Bezirk in Wien. Die Österreichische Jungarbeiterbewegung ist ein gemeinnütziger Verein und einer der größten Heimträger Österreichs. 19 Menschen zwischen 20 und 75 Jahren wohnen hier in der WG zusammen.

Die 75-jährige Pensionisten mit kurzen grauen Haaren, ist vor 5 Jahren in die Wg gezogen, allein in ihrer Wohnung ohne Lift bleiben wollte sie nicht mehr. Wer Pflege braucht bekommt sie hier. Alle Zimmer sind barrierefrei und kosten durchschnittlich 350 Euro. Die Pflege gibt es gegen einen Aufpreis. Hier kommen Menschen aus aller Welt zusammen, lange bleiben aber die wenigsten, sagt Frau Eppel.

Zurück im Kolpingheim. Nach dem Theaterspielen werden oben im vierten Stock, im Familienbereich gemeinsam mit den Kindern Kekse gebacken. Zweimal im Monat laden die Familien die Senioren zum Kaffee ein.

Für immer mehr Senioren ist das Leben in einem der Mehrgenerationenhäuser zu einer Alternative geworden. Doch sind derzeit solche Projekte noch selten.