WIFO/IHS senken erneut Prognose

Kein Ende der düsteren Prognosen - nachdem zuletzt die Österreichische Nationalbank ihre Konjunktur-Erwartungen zurückgeschraubt hat, dämpfen nun auch Wirtschaftsforschungsinstitut und Institut für Höhere Studien die Hoffnung auf ein Ende der Wirtschaftsflaute. Nächstes Jahr wird Österreichs Wirtschaft laut den beiden Instituten um maximal 0,8 Prozent wachsen, das ist nur etwa halb soviel wie noch im September prognostiziert. Auch heuer ist die Konjunktur unter den Erwartungen geblieben.

Baustelle: Kran

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Mittagsjournal, 18.12.2014

Schwaches Ausland, schwaches Inland

Die internationale Wirtschaft kommt nicht in die Gänge, das trifft auch Österreich, weil Exporte wegbrechen und sowohl Firmen als auch Privatpersonen weniger ausgeben. Christian Keuschnigg, scheidender IHS-Direktor: die ausländische Wirtschaftsentwicklung habe sich schlechter entwickelt als im September erwartet. Auch im Inland fehlen Impulse, der Konsum ist schwach, die Investitionen sind unterdurchschnittlich und von der öffentlichen Hand gehen auch keine Impulse aus, wenn das Budget konsolidiert werden muss, so Keuschnigg.

Die Konsequenz: Wifo und IHS haben ihre Konjunkturprognose praktisch halbiert. Für heuer war ursprünglich ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent erwartet worden, nun sind es maximal 0,4 Prozent. Und fürs nächste Jahr haben sich die Wirtschaftsforscher eigentlich ein Plus von bis zu 1,6 Prozent erwartet, nun rechnet man mit maximal 0,8 Prozent - das ist etwas weniger als der Durchschnitt der Eurozone.

Erst 2016 werde die Wirtschaft stärker wachsen, sagt Wifo-Chef Karl Aiginger. In der Prognose bessert sich zwar die Lage 2015 von Quartal zu Quartal. Aber erst 2016 sehe man eine Wachstumsrate von über einem Prozent.

Davor bleibt die Lage aber schwierig, und die Wirtschaftsflaute spiegelt sich auch auf dem österreichischen Arbeitsmarkt wider - IHS-Chef Keuschnigg: die Arbeitslosenrate werde 2015 einen Höhepunkt erreichen mit 8,6 Prozent, das sei ein Prozentpunkt mehr als letztes Jahr. Auf dem Niveau sollte es sich stabilisieren.

Sorgen macht den Wirtschaftsforschern auch die vergleichsweise hohe Teuerungsrate. Sie lag im November in Österreich bei 1,7 Prozent, während im gesamten Euroraum die Preise nur um 0,3 Prozent gestiegen sind. Auch im nächsten Jahr dürfte die Inflation in Österreich höher sein als in anderen Staaten. Wifo-Chef Aiginger wünscht sich konkrete Maßnahmen gegen die Inflation: Zurückhaltung bei Tariferhöhungen, strengere Wettbewerbspolitik und den Konsumenten zu mehr Wahlrecht ermutigen.

Positiv sei, dass die Politik eine Steuerreform plane, das könnte Investitionen ankurbeln. Gegen die schlechte internationale Wirtschaftslage könne Österreich wenig tun - hier sei man von auch von Reformanstrengungen in Europa – etwa in Italien und Frankreich - abhängig, sagt Keuschnigg.

Eine Gefahr für die europäische Konjunkturerholung geht aus Sicht der Ökonomen auch von der aktuellen Wirtschafts- und Währungskrise in Russland aus.