Baukultur: Regionales Wissen wiederbeleben

Was stellen wir uns unter regionaler Baukultur vor? Wie kann regionale Baukultur entstehen? Wie ist regionale Baukultur im Spannungsfeld von Ökologie- beziehungsweise Ökonomieüberlegungen einzuordnen? Das sind nur einige der Fragen, mit der sich das Netzwerk Baukultur Salzkammergut beschäftigt.

Es ist eines der Siegerprojekte der Aktion "Ö1 Hörsaal. Innovation an österreichischen Universitäten". Unter dem Titel "Fuge oder Weiterbauen" präsentierten einige Vertreter des Netzwerks gemeinsam mit Experten der Universität Innsbruck ihre Ideen und Projekte.

Neues altes Wissen

Im Netzwerk-Baukultur-Salzkammergut stehen Planer, Bauhistoriker, Bauphysiker, Bauökologen und Handwerker im Austausch. Der Diskurs geht um den Einsatz von regionalem Wissen und Können: Bauen jenseits vom Mainstream und Imitationskitsch. Holz, Stein, Kalk und Lehm haben sich seit Jahrhunderten in unseren Breiten bewährt. Das Wissen um diese Baustoffe war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Allgemeingut. Das Netzwerk-Baukultur-Salzkammergut will es wiederbeleben.

  • Christoph Hölzl

    Christoph Hölzl

    Melanie Bartos (Universität Innsbruck)

  • Christoph Hölzl+ Friedrich Idam

    Christoph Hölzl+ Friedrich Idam

    Melanie Bartos (Universität Innsbruck)

  • Christoph Hölzl + Michael Flach

    Christoph Hölzl + Michael Flach

    Melanie Bartos (Universität Innsbruck)

  • Publikum

    Melanie Bartos (Universität Innsbruck)

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"Wehret der Dämmwut"

Friedrich Idam beschäftigt das Thema "Regionales Bauen im Wandel der Zeit". Der den freiberuflichen Bauforscher lehrt an der Höheren technischen Bundeslehranstalt für Restauriertechnik in Hallstatt das Fach Restauriertechnik.

Am Beispiel des Welterbe-Gebiets Hallstatt/Dachstein/Salzkammergut zeigte Idam deutlich, wie problematisch sich oftmals der Wandel einer regionalen Baukultur gestaltet. Besonders die "Dämmwut" bei historischen Holzbauten ist ihm ein Dorn im Auge. Er fordert daher in Österreich ein stärkeres historisches Bewusstsein für gewachsene Architektur.

Wenn ich sehe, wie immer noch hochwertige, historische Objekte weggerissen werden, wenn alten Häuser, die noch eine sehr gute Bausubstanz haben, in Styropor eingepackt werden und letztlich in dieser Verpackung ersticken, dann blutet mir das Herz.

Wiederentdeckung des Holzbaus

Mit der Renaissance des Holzbaus in der Gegenwartsarchitektur befasst sich Michael Flach. Als Professor für Holzbau am Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften der Universität Innsbruck befasst er sich mit den Potenzialen des faszinierenden Baustoffs, der wie kein anderer die Geschichte der Menschheit begleitet. Holz ist nicht nur vielfältig einsetzbar, sondern auch ein wichtiger Hoffnungsträger im Hinblick auf das Thema Klimaschutz.

Holz, als Baustoff, hat eine spannende und teilweise auch dramatische Geschichte.

Bäuerliches Kulturerbe

In Tirol sind heute im Schnitt nur mehr drei Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig -Historische Bauernhöfe, Ställe und andere Wirtschaftsgebäude vielfach ohne Funktion. Die Bäuerliche Kulturlandschaft steht unter Beschuss, konstatiert der Kunsthistoriker und stellvertretender Leiter des Archivs für Baukultur der Universität Innsbruck Christoph Hölzl.

Doch wie gehen wir mit dem wertvollen baukulturellen Erbe um? Wieviel technische und gestalterische Innovation verträgt sich mit historischen Bauweisen? Es gibt dafür keine richtige Formel, so Hölzl, aber Beispiele die sehr gut funktionieren. Seit 2005 widmet sich das Archiv für Baukunst in zahlreichen Ausstellungen und Publikationen dem Thema "Weiterbauen am Land" und sammelt gelungene Beispiele in Tirol, Südtirol, Vorarlberg und dem Trentino.