Filmporträt der Soul-Sängerin "Amy"

Für viele war Amy Winehouse die talentierteste Soul-Sängerin ihrer Generation. Für andere eine schrille Skandalnudel, die von Exzess zu Exzess torkelte. In einer Collage aus Konzertmitschnitten und Privatvideos liefert der britische Regisseur Asif Kapadia ein ebenso intimes wie aufwühlendes Filmporträt der 2011 verstorbenen Sängerin.

Amy Winehouse lebte ein rasantes Leben voller Extreme bevor sie am 23. Juli 2011 mit nur 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung starb. Heute gilt ihr Album "Back to Black" als moderner Klassiker.

Morgenjournal, 14.7.2015

Es ist der Song, der alles verändert. Am 23. Oktober 2006 veröffentlicht Amy Winehouse "Rehab", vier Tage später erscheint ihr zweites Album "Back to Black". Mit beschwingtem Sixties-Soul und ungeschliffen direkten Texten wird Winehouse über Nacht zur weltweit gefragten und gefährlichen Soul-Queen.

"I probably would get mad"

TV-Shows hofieren sie, sie dominiert die Charts und der nach Skandalen lechzende Boulevard kann sich nicht sattsehen an ihrer ungehobelt authentischen Erscheinung. Dabei wusste Winehouse schon früh, dass sie nicht für den Ruhm gemacht war. Sie würde verrückt werden.

Collage aus Konzertmitschnitten und Privatvideos

Regisseur Asif Kapadia zeigt Aufstieg und Fall der Amy Winehouse als sensibel arrangierte Collage aus Konzertmitschnitten und Privatvideos. Dazu montiert er Telefonnachrichten, die Winehouse bei Freunden hinterließ oder Selbstporträts der Sängerin, die sie mit ihrem Computer machte. Kapadia setzt ganz auf die Ausstrahlung von Winehouse.

Asif Kapadia im Interview

Wegweiser "Back to Black"

Kommentiert werden die Bilder durch Interviews mit Familienmitgliedern, alten Freunden, Musikerkollegen und Managern. Ihm ging es um Intimität und Aufrichtigkeit, meint Asif Kapadia. Vor allem die Lieder von "Back to Black" dienen im Film als Wegweiser durch die emotionalen Stromschnellen im Leben von Amy Winehouse, die dem Orkan aus medialer Gier, Abstürzen und musikalischen Highlights immer weniger entgegensetzen konnte.

Ein bedrückend-intensives Porträt

Im Nachhinein wirken diese Lieder wie vertonte Tagebucheinträge. Schonungslos breitet Winehouse da ihr Seelenleben aus. Wenn Kapadia die Sängerin im Studio zeigt und die Textzeilen einblendet, kann man unmittelbar miterleben, wie Winehouse aus Schmerz, Wut und Trauer bittersüßen Soul macht.

"Amy" ist ein mitunter bedrückend-intensives Porträt - eine mitreißende filmische Reise in das Auge eines Pop-Hurricans. Mit viel Gespür gelingt es Regisseur Asif Kapadia Amy Winehouse, die in ihrem Leben nie Halt finden konnte, greifbar zu machen.