Bilanz der Frankfurter Buchmesse

Nach einem Minus in den vergangenen beiden Jahren ist die Frankfurter Buchmesse gestern Abend mit einem Besucherzuwachs von zwei Prozent zu Ende gegangen. Rund 275.000 Menschen kamen zur weltgrößten Bücherschau, an den beiden Publikumstagen am Wochenende gab es sogar einen Zuwachs von vier Prozent.

Morgenjournal, 19.10.2015

Geschäftlich gesehen sei die Messe nach Ansicht vieler Aussteller die erfolgreichste seit Jahren gewesen, lautete das Fazit von Buchmessen-Chef Juergen Boos. Zugleich habe die Branche angesichts der angespannten politischen Weltlage klar Position für Meinungs-und Publikationsfreiheit bezogen.

Der Friedenspreisträger Navid Kermani appellierte an den Western, den Syrien-Krieg zu beenden; Salman Rushdie hielt ein Plädoyer für die Meinungsfreiheit; Messedirektor Juergen Boos bilanzierte eine Messe in Zeiten weltweiter Krisen. "Bücher kennen keine Grenzen" hatte die IG Autorinnen Autoren an ihrem Messestand plakatiert.

Die Umsätze sind allerdings im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent gesunken. Dazu meint der Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller: "Das hängt stark mit den Titeln ab. Hat man ein Jahr ohne 'Shades of Grey' oder 'Harry Potter', dann gehen die Zahlen etwas runter. Das große Weihnachtsgeschäft steht ja noch bevor."

Dafür soll nicht zuletzt als Marketing-Instrument der Deutsche Buchpreis sorgen, zu dem es - wie auf der Messe angekündigt - im kommenden Jahr auch ein österreichisches Pendant geben wird. Vom heurigen Gastland allerdings geht kein vernehmbarer Impuls aus: Indonesien hat in den Herbstprogrammen der größeren Verlage keine tiefen Spuren hinterlassen. Das unterscheidende zu anderen Gastländern sei, so Juergen Boos, dass die Literatur jetzt im Entstehen sei: "Erst seit dem Ende der Militärdiktatur, seit 20 Jahren, gibt es die Erfahrung Romane zu schreiben." Dass diese Romane zum Gutteil hoch politisch sind, das wurde in der Gastland-Präsentation durch Musik, Kochkunst, Tanz und Folklore kaschiert.