Gespräch mit Regisseur Olivier Py
Morgen hat im Theater an der Wien Richard Wagners "Der fliegende Holländer" Premiere. Am Pult seiner Musiciens du Louvre steht Marc Minkowski, die Regie führt sein Landsmann Olivier Py. Der 50-jährige Leiter des Festivals von Avignon war zuvor Leiter des Pariser Odeon.
8. April 2017, 21:58

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Durch Rochaden in der Kulturpolitik, die zu einer heftigen Polemik führten, wurde er vom früheren Leiter der Wiener Festwochen Luc Bondy aus dieser Position gehievt.
Kulturjournal, 11.11.2015
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Theater an der Wien - Der Fliegende Holländer
In den Tiefen des Meeres
Wagners "Fliegender Holländer" von Olivier Py ist dunkel, ist schwarz. Denn man gibt ja im Theater an der Wien die erste pausenlose Fassung der Oper und die sei so, meint der Regisseur. Man steige dabei in die Tiefen des Meeres, wo es immer düsterer wird, sozusagen ohne Möglichkeit zu atmen. Seit Langem ist Py Wagnerfan: Er hat schon "Tristan" und "Tannhäuser" inszeniert, und das seien große Momente gewesen, weil Wagner immer Fragen stelle - Fragen zur Kunst, zur Politik und zu Europa. Diese Fragen stellt Py auch immer wieder in seinem Festival von Avignon, diese Position sei sehr wichtig und voller Prestige, schließlich sei es eines der größten Theaterfestivals überhaupt.
Über 40 % wählen die Front National
Der geborene Südfranzose lebt in Avignon, reist aber auch für seine Inszenierungen viel, was wiederum dem Festival zugutekomme. Das Programm des Festivals von Avignon wird erst im März bekannt gegeben. Die Stadt an der Rhone sei eigentlich eine sehr arme Stadt, in der der rechte Front National über 40 Prozent halte und demnächst stehen Lokalwahlen an, deswegen sei es immer ziemlich spannend, was die Kunst betrifft, meint Py.
Über die Sache mit dem Pariser Theater Odeon will er heute nicht mehr gerne reden, das sei Vergangenheit, und überdies sei es schwierig, jemanden die französische Kulturpolitik zu erklären, die seinen erfolgreichen Kurs nicht fortsetzen wollte, und Luc Bondy für ein Jahresgehalt von 750.000 Euro engagierte. Nein, ein Freund von Luc Bondy sei er gewiss nicht, sagt Py, und damit ist die Sache erledigt.
Nach der Premiere des "Fliegenden Holländers" kehrt Py gleich wieder nach Avignon zurück, wo ihn viel Arbeit für das Festival erwartet. Und dann bereitet er seine Inszenierung der "Juive" von Jacques-Fromental Halevy an der Oper von Lyon vor - ein selten gespieltes Werk, das ihn sehr interessiert.
Kürzungen machen erfinderisch
Zur französischen Kulturpolitik sagt Py, dass es immer mehr Kürzungen und Einschnitt gäbe, für die die Künstler immer noch kreative Lösungen fänden. Aber er wird nicht müde zu sagen, dass Frankreich das Land der Kultur bleiben müsse und dass sein Schicksal in der Kultur läge. Er sage es immer wieder: "Die politische Zukunft Frankreichs ist die Kultur." Über die bevorstehen Regionalwahlen in seiner Heimat zeigt er sich sehr beunruhigt.
Geboren wurde Py in einem kleinen Ort zwischen Cannes und Grasse und hat sein Leben immer an der Cote d´Azur verbracht. Ein Mann des Meeres und der Schiffe also, geradezu gemacht für den "Fliegenden Holländer" - wenn dies alles auch nur sehr stilisiert in seiner Inszenierung am Theater an der Wien zu sehen sein wird.